Abwartende Investitionsbereitschaft in brasilianischen Markt
Die Finanzmärkte sehen die brasilianische Krise rund um die Amtsenthebung von Präsidentin Rousseff sehr differenziert. Investoren denken kurzfristig. Relevant sind jetzt nur die Aussichten für Reform und Sparpolitik, so analysiert Maarten-Jan Bakkum, Globaler Emerging-Markets-Stratege bei NN Investment Partners. Die Zusammensetzung der Übergangsregierung von Michel Temer und die Ankündigung wirtschaftspolitischer Maßnahmen geben gerade brasilianischen Investoren Anlass zur Zuversicht, dass das Haushaltsdefizit zügig angegangen werde. Damit bestünde die reelle Chance, dass Investitionsklima und Unternehmervertrauen wiederhergestellt und die Rezession überwunden werden kann.
Es sei indes fraglich, ob die neue Regierung in der Lage sein wird, rasche Reformen umzusetzen. Noch sei vieles unklar: Verfügen Temer und sein Team über den politischen Willen, die größten Probleme anzugehen oder geht es ihnen darum, politische Ämter und öffentliche Aufträge zur Pflege der Vetternwirtschaft zu sichern? Wie lange wird es dauern, bis auch Temer seines Amtes enthoben wird?
Derweil hält die Rezession an. Die Arbeitslosenrate ist auf über zehn Prozent angestiegen. Zahlreiche brasilianische Haushalte seien bereits in ernste finanzielle Schwierigkeiten geraten, weil sie ihre Schulden nicht zurückzahlen können. Die Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück – nicht nur wegen der Rezession oder Kreditengpässen, sondern auch wegen der beträchtlichen politischen Unwägbarkeiten. Es sei schließlich völlig unklar, wie lange diese Regierung im Amt bleiben wird und was sie tatsächlich erreichen kann. Wer 2018 Präsident wird, stehe in den Sternen. Für die brasilianische Wirtschaftselite sei dies eine beunruhigende Vorstellung, die wenig zur Investitionsbereitschaft beitrage.
Quelle: Pressemitteilung NN Investment Partners
NN Investment Partners ist der Asset Manager der NN Group N.V., einer an der Börse gehandelten Aktiengesellschaft. NNIP hat seinen Hauptsitz in Den Haag, in den Niederlanden und verwaltet weltweit Vermögen in Höhe von circa 187 Milliarden Euro für institutionelle Kunden und Privatanleger. NN IP beschäftigt mehr als 1.100 Mitarbeiter und ist in 16 Ländern in Europa, im Nahen Osten, Asien und den USA vertreten. (mb1)