Marktkommentar: "Bei riskanten Assets sollten Anleger vorsichtiger werden"
Anleger, die einen Kursabschwung bei Aktien fürchten, sollten sich nicht ganz aus dem Markt verabschieden, sondern etwas Risiko herausnehmen, meint Peter van der Welle, Stratege für Investment Solutions bei der Fondsgesellschaft Robeco. Wer solche Anlagen allerdings ganz meide, laufe Gefahr, mögliche weitere Wertzuwächse zu verpassen.
Angesichts eines neuen Allzeithochs des MSCI World Index in Euro und eines Indexanstiegs von bereits 14,5 Prozent im laufenden Jahr falle es schwer, auf weitere Zuwächse zu hoffen. Eine anhaltende Konjunkturschwäche im Euroraum, ein politischer Stillstand beim Brexit oder die weitere Verschiebung eines Handelsabkommens zwischen den USA und China könnten eine weitere turbulente Marktphase auslösen. Dies rechtfertige es, etwas Risiko herauszunehmen. Eine nähere Betrachtung der drei maßgeblichen fundamentalen Faktoren spreche laut van der Welle jedoch dafür, dass auf Sicht von zwölf Monaten das Eingehen von Aktienrisiken nach wie vor belohnt werde.
So sind die Sorgen um das globale Wirtschaftswachstum am Schwinden; und auch die politischen Risiken nehmen nach Einschätzung des Robeco-Experten ab. Zwar bestehe global weiterhin erhöhte Konjunkturunsicherheit, da der Handelskonflikt zwischen den USA und China anhalte und der Ausgang des Brexit ungewiss sei. Dennoch gäbe es auch hier Hoffnungsschimmer. Die konstruktiven Handelsgespräche, die kürzlich in Peking stattfanden, würden weiterhin ein Abkommen möglich erscheinen lassen. Gleichzeitig werde das Risiko eines „harten“ Brexit von den Devisenmärkten als sehr unwahrscheinlich gewertet, eher dürfte es auf mittlere Sicht nur zu einem Brexit „auf dem Papier“ kommen.
In der Spätphase des Zyklus ist es allerdings auch ratsam, bei riskanten Anlagen selektiv vorzugehen. Wenn die Wachstumssorgen schwinden, wird ein Wiederanstieg der derzeit sehr niedrigen Anleiherenditen dazu führen, dass durationssensitive Anleihegattungen wie Investmentgrade-Unternehmensanleihen und Hochzinspapiere relativ zu Aktien stärker exponiert sind.
„Im Anschluss an die Inversion der Zinskurve im Jahr 2006 schnitten Hochzinsanleihen nicht besser ab als globale Aktien. Nach der Inversion im Jahr 1998 kam es anschließend zu einer Outperformance globaler Aktien von 23 Prozentpunkten. Dem haben wir dadurch Rechnung getragen, dass wir Unternehmensanleihen und Hochzinspapiere in den Portfolios untergewichtet haben. Stattdessen bevorzugen wir es, die noch verbleibende Zeit im gegenwärtigen Zyklus mit einem Aktienexposure zu nutzen“, so van der Welle.
Quelle: Marktkommentar Robeco
Die Fondsgesellschaft Robeco mit Sitz in Rotterdam ist seit 2013 eine Tochtergesellschaft der japanischen Investmentbank Orix. Das 1929 gegründete Unternehmen verwaltet ein Vermögen in Höhe von rund 162 Milliarden Euro. (Stand: 31. Dezember 2018) (TH1)