Marktkommentar: "Grüne Anleihen halten nicht immer, was sie versprechen"
Das Anlegerinteresse an der Assetklasse Green Bonds ist groß - so groß, dass häufig Aufschläge für grüne Anleihen gezahlt werden. Investoren sind nach einer aktuellen Schätzung von Morgan Stanley sogar bereit, auf fünf bis zehn Basispunkte Rendite gegenüber vergleichbaren traditionellen Papieren zu verzichten. Das schreiben Pilar Gomez-Bravo, Director of Fixed Income - Europe, und Robert M. Hall, Institutional Fixed Income Portfolio Manager, beim Vermögensverwalter MFS Investment Management, in einem aktuellen Marktkommentar. Grüne Anleihen sind nach Überzeugung der Autoren eine großartige Innovation, aber nicht immer halten sie, was sie versprechen. Nicht allen Emittenten sei Nachhaltigkeit gleich wichtig, und nicht alle hätten strenge Richtlinien oder eine klare Dokumentation.
Grundsätzlich sollten Green Bonds die Finanzierung klimafreundlicher Projekte unterstützen, aber manche Emittenten hätten selbst eine schlechte Umweltbilanz. Die Platzierung einer grünen Anleihe mache ein Unternehmen nicht automatisch nachhaltig. Deshalb sei es wichtig, vor einer Anlageentscheidung auch die Nachhaltigkeitsrichtlinien des Emittenten und seine Berichterstattung über wesentliche ESG-Risiken zu betrachten. Aber auch sie seien laut Gomez-Bravo und Hall nur Teile des großen Ganzen und müssten im Zusammenhang mit eingehenden fundamentalen, bewertungsbezogenen und technischen Analysen gesehen werden.
„Auch bei Anleihen mit einem ,grünen Label´ halten wir eingehende Analysen für sinnvoll: Welchen ESG-Risiken ist der Emittent ausgesetzt, wie relevant sind diese Risiken, und erhält der Investor für sie einen angemessenen Ausgleich? Wir bei MFS sind überzeugt, dass ein integrierter, auf Engagement ausgerichteter ESG-Ansatz einen zeitnahen Wandel hin zu einer nachhaltigeren Welt fördert. Das spricht auch für einen aktiven langfristigen Ansatz, der nicht nur auf Ausschlüssen oder passiven Anlagen in Green Bonds beruht,sondern auch die fundamentale Kreditwürdigkeit eines Emittenten sowie dessen ESG-Gesamtkonzept berücksichtigt“, so die MFS-Autoren. (DFPA/TH1)
MFS Investment Management ist ein Vermögensverwalter mit Sitz in Boston. Das 1924 gegründete Unternehmen mit deutscher Niederlassung in Frankfurt am Main verwaltet ein Vermögen in Höhe von rund 661,6 Milliarden US-Dollar. (Stand: 30. Juni 2021)