Marktkommentar: Langfristiges Inflationsniveau von drei bis 3,5 Prozent zu erwarten
„Wir gehen zwar davon aus, dass die Inflation ihren kurzfristigen Höhepunkt überschritten hat, allerdings halten wir das Erreichen des Zwei-Prozent-Zielbereichs der Zentralbanken für unwahrscheinlich. Denn mittel- bis langfristig wirken die so genannten 3D-Faktoren: Deglobalisierung, Dekarbonisierung und Demographie“, sagt Beat Thoma, CIO bei dem Asset Manager Fisch Asset Management in Zürich.
Die ersten beiden Faktoren sorgten direkt für höhere Produktionskosten. Und demographische Faktoren sorgten außerdem bereits jetzt für einen Rückgang der Bevölkerung im erwerbstätigen Alter. Dies habe einen Arbeits- und Fachkräftemangel zur Folge. Damit sei mittelfristig für merklichen Lohndruck gesorgt. Die 3D-Faktoren dürften deshalb das Inflationsniveau auch längerfristig im Bereich zwischen drei und 3,5 Prozent halten und damit deutlich oberhalb der Zentralbankziele. Entsprechend sollten sich Investoren darauf einstellen, dass die Inflation weiterhin vorherrscht und sich nicht der Hoffnung hingeben, dass sie in absehbarer Zeit auf die tiefen Raten des vergangenen Jahrzehnts sinkt. „Trotzdem rechnen wir vorerst nicht mit einer Stagflation, die das Worst-Case-Szenario darstellen würde. Dazu ist das Wirtschaftswachstum zu robust und die Inflation trotz 3D-Faktoren kurzfristig noch zu gut unter Kontrolle“, sagt Thoma.
An den Aktienmärkten gelte – trotz der mittlerweile deutlich spürbaren Volatilität – weiterhin das Motto TINA (There Is No Alternative), da tiefe Zinsen und die aktuell noch hohe Inflation die Bargeldhaltung unattraktiv machten. Im weiteren Jahresverlauf dürften aber die straffere Geldpolitik, temporär fallende Inflation, hohe Bewertungen und steigende Zinsen für eine Dämpfung der Börsen sorgen. Ähnliches sei an den Märkten für Unternehmensanleihen zu erwarten. „Eine ausgeprägte Baisse erscheint uns allerdings im Moment wenig wahrscheinlich. Dennoch nimmt das Chancen/Risikoverhältnis damit deutlich ab. Zudem rechnen wir mit starken Sektorrotationen. Und zwar insbesondere, wenn sich aufgrund der Covid-19 Omicron-Welle ein hohe Herdenimmunität der Bevölkerung und damit ein vorzeitiges Ende der Pandemie ergeben würde“, sagt Thoma.
Für Investoren im Anleihensegment erschienen dieses Jahr vor allem Corporates aus den Schwellenländern interessant. Denn die Risikoaufschläge bei Emerging-Markets-Unternehmensanleihen werden weiterhin als attraktiv eingeschätzt. Und im Unterschied zu den Pendants aus Industrieländern bestehe im Jahr 2022 noch Spielraum für eine Verengung. Hochzinsanleihen sowohl aus Schwellenländern als auch aus Industrienationen gehörten aufgrund der laufenden Verzinsung ebenfalls auf den Radar der Investoren. „Und nachdem Wandelanleihen im vergangenen Jahr aus Performance-Sicht hinter den Aktienmärkten zurückblieben, erwarten wir hier ein Comeback, da Convertibles gerade bei höherer Volatilität ihre Stärken ausspielen können. Aufgrund der Rahmenbedingungen, darunter steigende Zinsen, ist hier jedoch die Titelselektion entscheidend“, sagt Thoma. (DFPA/mb1)
Fisch Asset Management ist ein auf ausgewählte Anlagestrategien spezialisierter Asset Manager und bietet Wandelanleihen, Corporate Bond sowie Multi Asset/Absolute Return Lösungen an. Das Unternehmen verwaltet mit 90 Mitarbeitern Vermögen in Höhe von rund zwölf Milliarden Schweizer Franken (rund elf Milliarden Euro) von institutionellen Anlegern vornehmlich aus Europa.