Marktkommentar: Neubewertung von Risikoanlagen denkbar
Die Investmentgesellschaft Invesco untersucht in einem Marktkommentar welche Bedeutung die gestiegene Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen besitzen könnte. Aktuell rentiere der Zehn-Jahres-Treasurybond mit 2,98 Prozent und damit nah an der Drei-Prozent-Schwelle, von der sie mehr als vier Jahre entfernt gewesen sei. Zunächst deute das Renditelevel auf ein robustes Wachstumsumfeld hin, meinen die Experten. Zusätzlich sei es ein Indikator, dass die Inflation anzieht. Invesco mahnt, dass ein deutlicher Renditeanstieg eine Neubewertung von Risikolagen signalisieren könnte, vor der der IWF (Internationaler Währungsfonds) gewarnt habe.
Wichtig sei das Renditeniveau der zehnjährigen US-Tresuries, da diese Laufzeit als ein im Vergleich zum Aktienmarkt verlässlicherer Stimmungsindikator gelte. Kristina Hooper, Chief Global Market Strategist bei Invesco, nennt den Indikator ein „Angstmaß“, da US-amerikanische Staatsanleihen als eine der sichersten Anlagenformen betrachtet würden. Zudem gelte die Renditehöhe als Indikator für die Wachstums- und Inflationserwartungen. Ferner sei das Zehn-Jahres-Segment ein wichtiger Bereich der Zinsstrukturkurve. Wenn die Zinskurve nicht mehr normal verlaufe, sondern sich umkehre, da die Zinsen im langen Laufzeitbereich niedriger sind als am kurzen Ende, werde das als Hinweis auf eine möglicherweise bevorstehende Rezession verstanden. Auch sei der Renditeabstand zwischen zwei- und zehnjährigen US-Staatsanleihen aktuell gering. Hooper betont, dass die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen eng mit US-amerikanischen Hypothekenzinsen korrelieren würde.
Laut Hooper gebe die Rendite auch Hinweise auf die Erwartungen der Marktteilnehmer an die Entwicklung von Angebot und Nachfrage am US-Staatsanleihenmarkt. In seiner neuesten Prognose gehe das US Congressional Budget Office von höheren Haushaltsdefiziten aus. Das würde bedeuten, dass die US-amerikanische Regierung mehr Staatsanleihen emittiert. Zudem strebe die amerikanische Notenbank im Rahmen ihrer Bilanznormalisierung eine schrittweise Ausweitung des Abverkaufs der US-Staatsanleihen aus ihrem Bestand an. Damit erscheine ein höheres Angebot denkbar, wodurch die Treasury-Kurse sinken und die Renditen steigen würden.
Die Expertin erinnert, dass sich das Wirtschaftswachstum immer durch eine gewisse Fragilität auszeichne. In diesem Zusammenhang beobachte sie die deutsche Wirtschaft. Der Konjunkturindex des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) signalisiere, dass das Rezessionsrisiko in Deutschland zugenommen habe, auch wenn das tatsächliche Risiko einer Rezession in Deutschland noch gering wäre. Die ZEW-Umfrage für April weise aus, dass die Konjunkturerwartungen in Deutschland auf den tiefsten Stand seit mehr als fünf Jahren gesunken sind, ergänzt Hooper.
Quelle: Marktkommentar Invesco
Invesco Ltd. ist eine auf den Bermudas registrierte unabhängige Investmentgesellschaft mit Verwaltungssitz in Atlanta/USA. Das 1935 gegründete Unternehmen beschäftigt über 5.900 Mitarbeiter und verwaltet ein Vermögen in Höhe von über 937 Milliarden US-Dollar. (Stand: 31. Dezember 2017). (TS1)