Marktkommentar: Substanzwerte könnten sich nachhaltig erholen
Seit Sommer 2016 stehen günstig bewertete, sogenannte Substanzaktien wieder in der Anlegergunst, nachdem das Umfeld für diese Titel in den vergangenen zehn Jahren sehr schwierig war. Laut den Experten des Vermögensverwalters J.P. Morgan Asset Management sprechen verschiedene Gründe dafür, dass die aktuelle Rally der Value-Titel den Beginn einer nachhaltigen Erholung kennzeichnet. „Der aktuelle Aufschwung der Substanzwerte erscheint bei Betrachtung in einem längerfristigen Zusammenhang noch bescheiden“, betont Karsten Stroh, Produktexperte für Europäische Aktien bei J.P. Morgan Asset Management.
Stroh betont, dass Zyklen, in denen sich „Value“ überdurchschnittlich entwickelte historisch rund 28 Monate andauerten, wobei die längste Value-Rally 80 Monate hielt. „Der aktuelle Zyklus ist mit bislang sechs Monaten noch sehr jung. Das legt nahe, dass diese jüngste Value-Renaissance nur der Beginn einer nachhaltigen Rally sein könnte, insbesondere im Kontext einer zehn Jahre währenden Baisse gegenüber den Growth-Titeln“, so der Experte. Diese habe wiederum zu einer deutlichen Ausweitung der Spanne der relativen Bewertung zwischen dem MSCI Europe Value Index und dem MSCI Europe Growth Index geführt, das heißt die Substanzwerte handeln derzeit mit einem deutlichen Abschlag. „Auch wenn sich die relative Bewertung des Value-Index mittlerweile wieder vom weitesten Ende der Bewertungsspanne, die im Sommer 2016 zu beobachten war, entfernt hat – werden Substanzaktien noch immer mit einem Abschlag gegenüber Wachstumstiteln gehandelt, dessen Ausprägung so groß ist wie zuletzt während der Eurokrise“, erläutert Stroh.
Auch die relativen Sektorbewertungen wiesen auf interessante Perspektiven für den Value-Anlagestil hin. Derzeit zeige sich der Markt bei einer Reihe von Sektoren eher pessimistisch, was das langfristige Ertragswachstum angeht und projiziere enttäuschende Gewinntrends ungerechtfertigterweise in die Zukunft: So werde beispielsweise für die nächsten zehn Jahre ein Ergebnisrückgang von vier Prozent jährlich für die Automobilindustrie, von zwei Prozent für die Versicherungsbranche und von einem Prozent pro Jahr für den Bankensektor impliziert. „Diese Sektoren sollten in den nächsten Monaten durch das insgesamt positive globale Wachstum Rückenwind erhalten“, so Stroh. Zudem müsse auch der makroökonomische Regimewechsel berücksichtigt werden, der sich derzeit abzeichnet.
„Historisch betrachtet hat der Value-Anlagestil in Zeiten steigender Inflation stets eine Outperformance erzielt. Diese Wechselwirkung sollte auch weiterhin Gültigkeit besitzen“, so Stroh. Da es sich auf Stilebene bei Substanzaktien um Anlagen mit kürzerer Duration handele, reagierten Growth-Aktien mit höherer Duration sensibler, da ihre Cashflows weiter in der Zukunft liegen. Stroh: „Mit dem nun wieder steiler werdenden Verlauf der Zinsstrukturkurve kommt es daher zu einer verstärkten Abzinsung der Cashflows von Wachstumsaktien, weshalb eine Outperformance von Value-Aktien zu erwarten sein dürfte.“
Quelle: Marktkommentar J.P Morgan Asset Management
Unter der Marke J.P. Morgan Asset Management betreibt der international tätige Finanzdienstleistungskonzern JPMorgan Chase & Co. mit Sitz in New York den Geschäftsbereich Vermögensverwaltung. Dieser verwaltet Publikumsfonds sowie institutionelle Mandate mit einem Kundenvermögen in Höhe von über 1,8 Billionen US-Dollar (1,5 Billionen Euro). (Stand: 30. September 2016) (JF1)