Marktkommentar: Trügerische Sommerstimmung am Aktienmarkt
Die Entspannung an der Zinsfront und rückläufige Rohstoffpreise sowie erfreuliche Unternehmensberichte haben im Juli zu einem deutlichen Anstieg der Aktienkurse beigetragen. Doch Guillaume Brisset, CEO und Fondsmanager beim Vermögensverwalter Clartan Associés, mahnt zur Vorsicht. Die Risiken, die zuvor zu den Kursrückschlägen an den Börsen in diesem Jahr geführt haben, seien keineswegs verschwunden.
Die jüngste Berichterstattung war in der Lage, die Anleger größtenteils zu beruhigen und die Widerstandsfähigkeit vieler Geschäftsmodelle aufzuzeigen. Das gelte für zyklische Sektoren, aber auch für Technologiewerte. Ebenso gab es im Luxussektor positive Überraschungen. Wer jetzt eine Aufwärts-Rallye im Stile der Corona-Erholung erwartet, dürfte allerdings laut Brisset enttäuscht werden.
„Der Internationale Währungsfonds IWF hat seine Prognosen für das weltweite Wachstum erneut auf 3,2 Prozent für 2022 und 2,9 Prozent für 2023 gesenkt, wobei China mit drei Prozent die niedrigste Wachstumsrate seit 40 Jahren erreichen würde. Die Risiken, die erst zu den Abschwüngen an den Börsen in diesem Jahr geführt hatten, sind noch lange nicht aus der Welt - seien sie gesundheitlicher, geopolitischer oder wirtschaftlicher Art. Unsicherheit und Volatilität bleiben bestehen“, so der Marktexperte.
Deshalb müssten Anlageentscheidungen nach wie vor mit größter Sorgfalt getroffen werden. „Aktuell positive Ergebnisse in der Berichterstattung lassen keine direkten Rückschlüsse zu, ob die Unternehmen die Schere zwischen Wachstum und Inflation schließen können, also ob sie Endkunden halten und gleichzeitig Preiserhöhungen an sie weitergeben können. Es gilt, diejenigen Akteure aufzuspüren, die am besten gegen Konjunkturschocks gerüstet und gleichzeitig nicht überbewertet sind. Das Platzen der laufenden Blasen, wie etwa bei Kryptowährungen, verleiht der Disziplin des fairen Preises Glaubwürdigkeit. In diesem Sinne ist die Korrektur an der Börse eine Tugend, denn sie kündigt die Rückkehr zu vernünftigen und somit gerechtfertigten Bewertungen an“, so Brisset abschließend. (DFPA/TH1)
Clartan Associés ist eine Fondsgesellschaft mit Sitz in Paris. Das Unternehmen verwaltet ein Fondsvermögen in Höhe von rund 1,04 Milliarden Euro.