Marktkommentar: Unternehmensanleihen weisen Erholungspotenzial auf
Als Folge der Zinsentwicklung sind die Kurse von Unternehmensanleihen in den vergangenen Monaten stark gefallen. Nach Überzeugung von Maria Stäheli, Senior Portfolio Managerin bei Fisch Asset Management, bieten die Kurskorrekturen echtes Erholungspotenzial, zumindest solange die zugrundeliegende Qualität stimmt.
Im Vergleich zum Aktienmarkt zeichnet sich laut der Expertin ein positives Relative-Value-Bild ab. „Der globale Aktienmarkt hat seit Januar 2022 zwar angesichts der erlittenen Kurskorrekturen auch eine deutliche Neubewertung erfahren, allerdings befindet sich die dort erhältliche Zusatzrendite gegenüber hochqualitativen Unternehmensanleihen auf einem Tiefststand. Dies ist der Fall, obwohl die Prognoseunsicherheit über die Entwicklung der Gewinne und damit die Basis für viele Aktienbewertungen zum aktuellen Zeitpunkt sehr hoch ist. Von weiteren Kürzungen bei den Erwartungen ist angesichts sinkender Stimmungsindikatoren derzeit auszugehen, was die relative Attraktivität von Aktien weiter beeinträchtigen würde.“
Zwei Faktoren, die eine starke Markterholung auslösen könnten, wären Lockerungen der Zero-Covid-Politik in China oder ein Waffenstillstand in der Ukraine. „Auch wenn wir uns dahingehend derzeit noch gedulden müssen und entsprechend noch keine überzeugte Erholungsrallye in Corporate Bonds ausrufen können, werden wir aufgrund verschiedener fundamentaler und technischer Faktoren optimistischer“, so Stäheli in ihrem Marktkommentar.
So seien die Realrenditen bereits so stark und schnell angestiegen, dass die Finanzierungskonditionen restriktiver geworden sind. Dies zeige sich zum Beispiel daran, dass sich bei den Firmen eine Tendenz hin zu einer konservativeren Finanzpolitik abzeichne und dass die marktbasierten Inflationserwartungen seit Mai mit einem deutlichen Rückgang reagiert hätten.
Das Fazit der Portfolio Managerin: „Wir erwarten daher im zweiten Halbjahr für die Anleihemärkte eine gewisse Verbesserung im Unterton. In unserem Basisszenario gehen wir von einem Soft-Landing aus. Regional, insbesondere in Europa, ist es zwar nicht ausgeschlossen, dass es zu einer Rezession kommt, vor allem wenn sich ein Gas-Embargo manifestieren sollte. Angesichts der historisch extrem negativen Marktstimmung und der attraktiven Bewertungen ist für uns die Zeit der maximalen Risiko-Untergewichtung jedoch vorbei und wir wagen erste vorsichtige Schritte Richtung Neutralpositionierung. Hierbei bevorzugen wir EUR-Anleihen von US-basierten Schuldnern, die eine kurze bis mittlere Laufzeit aufweisen. Wir erachten derzeit Energiewerte aus Industrieländern sowie Bankentitel als attraktiv, während wir bei Kapitalgütern und Immobilien vorsichtig bleiben.“ (DFPA/TH1)
Fisch Asset Management ist ein auf ausgewählte Anlagestrategien spezialisierter Asset Manager und bietet Wandelanleihen, Corporate Bond sowie Multi Asset/Absolute Return Lösungen an. Das Unternehmen verwaltet mit 90 Mitarbeitern Vermögen in Höhe von rund 11,6 Milliarden Schweizer Franken von institutionellen Anlegern vornehmlich aus Europa.