McKinsey-Analyse: "Fondsanbieter in Deutschland unter Druck"
Die durch Fondsgesellschaften in Deutschland verwalteten Anlagegelder (Assets under Management, AuM) gingen im vergangenen Jahr erstmals nach Jahren des Wachstums zurück: von 3.130 Milliarden auf 3.079 Milliarden Euro. Privatkunden trugen 1,1 Milliarden Euro und Institutionelle 2,0 Milliarden Euro zum Gesamtvolumen bei. Die AuM der institutionellen Kunden blieben konstant. Zwar flossen drei Prozent neue Mittel zu, doch betrugen die Wertverluste an den Märkten ebenfalls drei Prozent, was sich unterm Strich ausglich. Bei den Privatkunden standen zwei Prozent frischen Mitteln sechs Prozent Wertverlust gegenüber, sodass am Ende die verwalteten Gelder um vier Prozent abnahmen. Dies sind zentrale Ergebnisse einer neuen McKinsey-Analyse des deutschen Asset-Management-Markts.
Philipp Koch, McKinsey-Seniorpartner in München und Leiter der Beratung von Banken und Asset Management: „Nicht nur die Volumina sind zurückgegangen, auch die Ertragslage der Fondsanbieter selber steht unter Druck.“ Im Jahr 2017 hatten die deutschen Anbieter noch branchenweit 3,3 Milliarden Euro verdient, 2018 waren es nur noch 2,8 Milliarden Euro. Die Betriebsgewinnmarge der Gesellschaften sank auf 14,6 Basispunkte (das sind 0,146 Prozentpunkte des investierten Vermögens). Zum Vergleich: Im Jahr zuvor hatte die Marge noch 18,3 Basispunkte betragen, im Rekordjahr 2013 sogar 19,6 Basispunkte. „Die Tendenz sollte die Anbieter nachdenklich stimmen. Zwar haben sie ihre Kostenquote im Durchschnitt in den vergangenen zehn Jahren von 22,1 auf 19,9 Basispunkte gesenkt, aber die Ertragsmarge sinkt schneller als die Kostenmarge.“
In der Auswahl der Anlagekategorien unterscheiden sich private und geschäftliche Investoren deutlich. Während bei den Institutionellen aktiv (von einem Manager) betreute Rentenfonds mit 25,2 Milliarden Euro frischen Mitteln und alternative Investments (Immobilien, Unternehmensbeteiligungen und ähnliche) mit 18,4 Milliarden Euro die Favoriten waren, setzten die Privaten angesichts der Börsenturbulenzen vor allem auf Mischfonds (20,3 Milliarden Euro Zuflüsse). Auffällig: Privatanleger mieden Aktienfonds weitgehend (0,7 Milliarden Euro Zuflüsse), während die Institutionellen der Börse treu blieben (9,5 Milliarden Euro). Koch: „In unsicheren Zeiten suchen alle Anleger wieder vermehrt nach der Expertise erfahrener Fondsmanager – der Boom der reinen Indexfonds hat in Deutschland im vergangenen Jahr tatsächlich nachgelassen.“
Weltweit gingen im Jahr 2018 die in allen Sparten die Anlagebeträge im Asset Management um 0,8 Prozent auf umgerechnet 79, 3 Billionen Euro zurück. Zwar stiegen die Nettozuflüsse um 1,8 Prozent, doch wurde dies von einem negativen Kapitalmarkteffekt (minus 2,5 Prozent) überkompensiert. „Schaut man sich die längerfristige Entwicklung seit 2014 an, dann kamen zwei Drittel der weltweit frisch angelegten Mittel aus China und Westeuropa“, sagt Koch. In Zahlen: In den vergangenen fünf Jahren flossen 11,2 Billionen Euro neu ins Asset Management, davon 4,7 Billionen in China und 3,0 Billionen in Westeuropa. (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung McKinsey
McKinsey & Company ist eine weltweit tätige Unternehmensberatung mit 120 Büros in mehr als 65 Ländern.