Merck Finck "Blitzlicht": "Deutsche Automobilwirtschaft gefordert aber nicht gefährdet"
Die aktuellen Zahlen des Europäischen Verbandes der Automobilhersteller für das erste Quartal 2020 sind dramatisch, schreibt Marc Decker, Head of Asset Management bei der Privatbank Merck Finck, im aktuellen Marktkommentar „Blitzlicht“. Insgesamt ging die Zahl der Neuzulassungen in der Europäischen Union in den ersten drei Monaten um ein Viertel zurück. Besonders hart habe es die Automobilindustrie im März getroffen. Gegenüber dem Vorjahresmonat sank der Absatz um 55,1 Prozent. Die ohnehin stark herausgeforderte Automobilwirtschaft sei durch die Corona-Pandemie also zusätzlich erheblich belastet.
Die deutschen Autobauer stehen in der aktuellen Krise relativ gut dar. Zwar haben auch sie Produktionsstillstand und Absatzeinbruch zu bewältigen, so Decker. Die daraus resultierenden Liquiditätsprobleme könnten sie aufgrund gut gefüllter Kassen und nicht ausgelasteter Kreditlinien bisher jedoch vergleichsweise gut abfedern. Während Volkswagens Liquidität und Kreditlinien aktuell circa das 4,2-fache der kurzfristig fälligen Verbindlichkeiten übersteigen, sind es bei BMW circa das 2,3-fache, bei Daimler das 3,1-fache und bei Continental als großer Zulieferer circa das 9,5-fache. Im
Grundsatz wollen die deutschen Autobauer daher auch in diesem Jahr Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten. Dies spreche dafür, dass die Unternehmen von einem sich stabilisierenden zweiten Halbjahr 2020 und einem entsprechenden Anstieg der Cashflows ausgehen.
Neben den erwarteten schnell wieder ansteigenden Absatzzahlen stellen vor allem die vom Bund bereitgestellten Überbrückungskredite sowie Kurzarbeitergeld krisenerprobte Instrumente dar, welches die Bilanzen entlasten und die Unternehmen wesentlich flexibler agieren lässt. Bereits in dieser Woche haben die Automobilhersteller hierzulande damit begonnen, ihre Produktion schrittweise wieder hochzufahren. Sollte die Eindämmung der Covid-19-Pandemie ohne weitere Rückschläge gelingen, dürften die deutschen Automobilhersteller den Corona-Schock mittelfristig ohne existenziellen Schaden überstehen.
Quelle: Merck Finck „Blitzlicht“
Die 1870 gegründete Merck Finck Privatbankiers AG hat ihren Sitz in München. Mit Mitarbeitern an 16 Standorten in ganz Deutschland verwaltet sie rund zehn Milliarden Euro an Kundengeldern. Die Privatbank ist eine Tochter der Privatbankengruppe Quintet Private Bank (Europe) S.A. (vormals KBL European Private Bankers) in Luxemburg.