Merck Finck "Blitzlicht": EZB-Hilfe für "Gefallene Engel"?
Als Unternehmen, die ihr Investmentgrade-Rating verloren haben, müssen „Fallen Angels“ mit Nachteilen bei der Refinanzierung rechnen. Im gegenwärtigen Umfeld wiegt dies doppelt schwer, schreibt Marc Decker, Leiter Asset Management bei der Privatbank Merck Finck, im aktuellen Marktkommentar „Blitzlicht“. Denn bei ihrem aktuellen Kaufprogramm sei die Europäische Zentralbank (EZB) an die Mindestanforderung eines Investmentgrad Ratings gebunden. Unternehmen, die dieses Rating verlieren, fallen aus dem 750 Milliarden Euro großen „Pandemic Emergency Purchase Programm“ (PEPP). Daran werde sich wohl auf absehbare Zeit nichts ändern.
Decker erklärt dies damit, dass es der EZB aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher nationaler Interessen und der Haftungsverhältnisse deutlich schwerer falle, die Kreditrisiken in ihren Anleihebeständen auf Hochzinsanleihen auszuweiten, als dies zum Beispiel in den USA der Fall sei.
„In Europa scheinen die bisherigen Liquiditätsmaßnahmen aber nicht weniger positiv zu wirken. Zumindest beim Vergleich der Risikoaufschläge an den Anleihemärkten sei der Rückgang seit den Höchstständen im März in Europa etwa vergleichbar mit dem in den USA. Das Problem der Refinanzierung von Unternehmen, die im Zuge der Corona-Krise in Schwierigkeiten geraten sind, wurde hier vor allem politisch adressiert. So stellten viele Länder über ihre Förderbanken Hilfskredite zur Verfügung. In Deutschland übernahm diese Aufgabe die KFW. Davon profitierten auch „gefallene Engel“ wie zum Beispiel Lufthansa oder Renault. Dieses Vorgehen entspricht den Besonderheiten des europäischen Marktes, auf dem die Bedeutung der Banken für die Unternehmensfinanzierung deutlich größer ist.
Solange die Refinanzierungsfunktion der Anleihemärkte nicht substanziell gestört ist, wird die EZB ihren Fokus weiter auf Investmentgrad-Anleihen legen und über ihre Refinanzierungsprogramme (TLTROs) die Liquidität der europäischen Banken sicherstellen. Erst wenn die Funktion dieser Instrumente nicht mehr gegeben sein sollte, könnte die EZB eine Ausweitung ihrer Maßnahmen auf Hochzinsanleihen und „gefallene Engel“ in Erwägung ziehen“, so Decker. (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung Merck Finck
Die 1870 gegründete Merck Finck Privatbankiers AG hat ihren Sitz in München. Mit Mitarbeitern an 16 Standorten in ganz Deutschland verwaltet sie rund zehn Milliarden Euro an Kundengeldern. Merck Finck ist Teil des Privatbankverbunds Quintet Private Bank (Europe) S.A. (vormals KBL European Private Bankers) in Luxemburg.