Merck Finck "Blitzlicht": "Gewinnwachstum: Ende der Fahnenstange erreicht"
Die Gewinne europäischer Unternehmen werden auch im ersten Quartal voraussichtlich wieder kräftig zugelegt haben, schreibt Marc Decker, stellvertretender Leiter Aktien bei Quintet Private Bank, Muttergesellschaft der Privatbank Merck Finck, im aktuellen Marktkommentar „Blitzlicht“.
Die Konsensschätzungen für das erste Quartal liegen in Europa bei einem Wachstum von circa 20 Prozent beim Gewinn pro Aktie im Jahresvergleich, so Decker. Für den STOXX 600 wurden seit Beginn des ersten Quartals die Gewinnerwartungen pro Aktie um sieben Prozent nach oben korrigiert. Dies stelle eine beachtliche Aufwärtsrevision für das erste Quartal dar. Dabei muss laut Decker jedoch im Auge behalten werden, dass diese Aufwärtskorrekturen insbesondere rohstoffbezogene Unternehmen betreffen.
Laut Decker dürfe die Entwicklung im ersten Quartal nicht auf das gesamte Jahr hochgerechnet werden, da der Ukrainekrieg vor allem in Europa weite Schatten auf das Wirtschaftswachstum werfe. Kombiniert mit steigenden Zins- und Inflationszahlen sowie weiterhin bestehenden Problemen bei den Lieferketten, sei Skepsis angebracht. Insgesamt lassen Umfragen unter Marktteilnehmern und Unternehmen vermuten, dass Stimmungsindikatoren als auch Verbraucherumfragen im Sinken begriffen sind, meint Decker. Das Verbrauchervertrauen sei in der Eurozone zuletzt sehr stark gesunken und befinde sich auf einem fast rezessiven Niveau. Dies deute darauf hin, dass die Unternehmenszahlen für das zweite Quartal und das gesamte Jahr 2022 zumindest leicht nach unten revidiert werden sollten.
Allerdings muss dabei differenziert werden, denn für Energie- oder Grundstofftitel zeigten die Gewinn- und Wachstumsschätzungen stark nach oben. Decker: „Insgesamt gehen wir davon aus, dass aufgrund der makroökonomischen und geostrategischen Gemengelage, die sich beispielsweise in stark steigenden Energie- und Rohstoffkosten niederschlägt, die Nettogewinnspannen und damit den Gewinn je Aktie belasten werden. Wir erwarten für 2022 ein Wachstum des Gewinns je Aktie im niedrigen einstelligen Bereich gegenüber Konsensschätzungen im niedrigen zweistelligen Bereich. Sobald man jedoch Rohstoff- und Energieaktien aus der Betrachtung herausnimmt, fallen auch hier die Wachstumsraten für den Gewinn pro Aktie in den einstelligen Bereich zurück.“ Interessant ist aus Sicht des Experten auch, dass sich die Gewinnspannen europäischer Aktien in der Nähe eines Allzeithochs befinden. Allerdings sei davon auszugehen, dass sie durch die höheren Inputkosten ebenfalls unter Druck geraten. Durch die Ergebnisse der vergangenen Quartale liege die Messlatte für positive Überraschungen vor allem in Bezug auf das Margenniveau hoch. Daher müsse die Entwicklung dort genau beobachtet werden.
„Als Fazit gehen wir davon aus, dass das generelle Umfeld für globale Aktien zwar solide bleiben wird, sich jedoch die Geschäftserwartungen als auch die Konsensgewinnschätzungen sukzessive zurückentwickeln werden“, so Decker abschließend. (DFPA/JF1)
Merck Finck a Quintet Private Bank (Europe) S.A. branch hat ihren Sitz in München. Mit Mitarbeitern an 16 Standorten in ganz Deutschland verwaltet sie rund zehn Milliarden Euro an Kundengeldern. Merck Finck ist Teil des Privatbankverbunds Quintet Private Bank (Europe) S.A. (vormals KBL European Private Bankers) in Luxemburg.