Merck Finck "Blitzlicht": "Ifo-Geschäftsklima - Ein Frühling macht noch keinen Sommer"
Das Risiko einer Fehlinterpretation der heutigen Ifo-Daten ist groß, schreibt Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck, im aktuellen Marktkommentar „Blitzlicht“. Einer Faustregel zufolge signalisiere ein Anstieg des Ifo-Index drei Mal nacheinander einen Aufschwung. „Nun sehen wir sogar den fünften Anstieg in Folge. Doch das Zeichen könnte sich als trügerisch erweisen. Wir sehen hier keine Vorboten eines kraftvollen Wirtschaftsbooms, sondern lediglich ein immer deutlicheres Aufatmen vieler Unternehmen, nachdem im Oktober im Angesicht der Energiekrise viele schwarzgemalt hatten“, so Greil.
Laut Greil sei die Stimmung in den Chefetagen aus vielerlei Gründen besser geworden. Sie reichen von den sinkenden Energiepreisen über die anhaltende Entspannung bei den Lieferketten bis hin zur Erholung der Nachfrage aus China, die wohl früher als erwartet kommen wird, so der Experte.
Zur Wahrheit gehöre aber auch: Die Entwicklung der Nachfrageseite insgesamt, wie auch die aktuelle Geschäftsentwicklung der Firmen, sprechen gegen einen starken Aufschwung. So dümpele die deutsche Wirtschaft momentan nahe Nullwachstum dahin. Und auch in der Ifo-Befragung bleibe die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage immer noch mau.
Der Blick nach vorn falle optimistischer aus. Die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate haben zum fünften Monat in Folge anzogen und untermauerten damit die Einschätzung von Greil und seinem Team, dass es im Sommer zu einer Konjunkturerholung kommt. Die positiven Aussichten spiegelten sich zunehmend auch bei den Verbrauchern wider, wo nach dem Verbrauchervertrauen für den gesamten Euroraum im Februar am Freitag auch das deutsche GfK-Konsumklima den fünften Monat in Folge freundlicher, allerdings weiterhin alles andere als euphorisch, ausfallen dürfte. Auch die gestiegenen Einkaufsmanagerindizes, die gerade in Dienstleistungsbereichen eine anhaltende Erholung anzeigen, seien Anzeichen einer freundlicheren Großwetterlage. Im verarbeitenden Gewerbe fiel der Indikator allerdings, was aus Sicht von Greil nach vorne auch auf der Dienstleistungsseite Spuren hinterlassen dürfte und gegen einen stärkeren Aufschwung spreche.
Für große Wachstumssprünge werde es damit kaum reichen. Vor allem die geopolitische Unsicherheit dürfte verhindern, dass Privathaushalte und Unternehmen wirklich optimistisch werden, meint Greil. Zudem werde die geldpolitische Straffung der Europäischen Zentralbank (EZB) ihre Wirkung zunehmend entfalten, die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen verschlechtern und damit die Dynamik des Aufschwungs bremsen.
„Unterm Strich wird Deutschlands Wirtschaft 2023 aus unserer Sicht bestenfalls leicht wachsen. Zugleich ist allerdings eine Rezession, insbesondere ein einschneidender Abschwung, deutlich unwahrscheinlicher geworden. Der Blick auf die Konjunkturindikatoren dieser Woche zeigt einmal mehr: Ein Frühling macht noch keinen Sommer – aber zumindest Hoffnung darauf“, so Greil abschließend. (DFPA/JF1)
Merck Finck begleitet Vermögen von Privatkunden, mittelständischen Unternehmen sowie Institutionen wie Kirchen und Stiftungen. Von 13 Standorten aus werden unter anderem Private Banking- und Vermögensverwaltungsdienstleistungen angeboten. Merck Finck ist Teil der Quintet Private Bank, die mit örtlichen Banken an 45 Standorten in sechs europäischen Ländern vertreten ist und ein Kundenvermögen in Höhe von rund 100 Milliarden Euro verwaltet.