Metzler AM: "Flüchten japanische Anleger aus den internationalen Finanzmärkten?"
Aufgrund der Leitzinserhöhungen der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank ist es seit dem vergangenen Jahr für japanische Anleger unattraktiv geworden, währungsgesichert ausländische Anleihen zu kaufen. So ist es nach Meinung von Edgar Walk, Chefvolkswirt bei Metzler Asset Management, auch wenig überraschend, dass japanische Anleger 2022 per Saldo ausländische Anleihen in Höhe von etwa 200 Milliarden US-Dollar verkauften. Diese Entwicklung könnte sich 2023 fortsetzen.
„Infolge der anhaltenden Leitzinserhöhungen in den USA und Europa dürften japanische Anleger auch in diesem Jahr ausländische Anleihen abbauen, da eine Währungssicherung dadurch noch unattraktiver wird“, so Walk. Und weiter: „Die japanischen Anleger mit nur einer geringen (oder sogar ohne) Währungssicherung erlitten zwar 2022 Kursverluste bei ihren ausländischen Anleiheengagements, konnten diese aber infolge der Abwertung des japanischen Yen ausgleichen - vor allem Versicherungen und Privatanleger. Diese Anlegergruppe könnte auch zu Verkäufern werden, sollte der japanische Yen an den Devisenmärkten merklich aufwerten.“
Vor dem Hintergrund der auch in Japan ansteigenden Inflation rechnen Marktbeobachter damit, dass die Bank of Japan in 2023 den Leitzins auf 0,25 Prozent anhebt und eine Bandbreite für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen von plus 1,0 bis minus 1,0 Prozent zulässt. Dies könnte nach Einschätzung des Metzler-Experten einen merklichen Aufwertungstrend des japanischen Yen einleiten.
„Eine starke Aufwertung des japanischen Yen könnte dann wiederum Verkäufe von Staatsanleihen in den USA und Europa von japanischen Anlegern auslösen. Vor diesem Hintergrund könnte es im Jahresverlauf 2023 immer wieder zu Renditeturbulenzen an den Staatsanleihemärkten in den USA und Europa kommen“, schreibt Walk.
Ausländische Aktienengagements japanischer Anleger dürften laut Walk davon jedoch weniger betroffen sein, da der Einfluss der Wechselkursentwicklung auf die Performance einer Anlage in ausländischen Aktien in der Regel deutlich geringer ist als bei Anleihen. (DFPA/TH1)
B. Metzler seel. Sohn & Co. Aktiengesellschaft ist eine Privatbank mit Sitz Frankfurt am Main. Das 1674 gegründete Unternehmen ist schwerpunktmäßig in den Geschäftsfeldern Vermögensverwaltung und Investmentbanking tätig.