Metzler sieht inflationäre Risken
Es gibt Stimmen, die davon sprechen, dass die US-Notenbank derzeit im Blindflug agiert, da es keine empirisch fundierte Theorie der US-Inflation mehr gebe – so der ehemalige Gouverneur der US-Notenbank Daniel Tarullo. Ein Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und Inflation bestehe seit der Finanzmarktkrise nicht mehr, was dazu geführt habe, dass die US-Notenbank die Inflation in den vergangenen Jahren konstant zu hoch prognostiziert habe, so Tarullo. Seiner Meinung nach sollte die US-Notenbank auf Prognosen verzichten. Ob die US-Notenbank den Vorschlag berücksichtigt, sei unwahrscheinlich, kommentiert dazu Metzler Asset Management in seinem Kapitalmarktausblick. Vielmehr dürfte die Notenbank aus den Konjunkturdaten Vertrauen schöpfen und den Leitzins im Dezember anheben.
Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) betrachtet Metzler für die deutsche Wirtschaft als zu locker und den Euro-Wechselkurs für zu schwach. Die Folge sei ein inflationärer Trend in Deutschland, der bisher allein auf den Finanzmärkten und am Immobilienmarkt sichtbar sei. Jetzt könnte die inflationäre Tendenz auch die Konsumentenpreise erfassen, heißt es im Markbericht. Eine höhere Inflation in Deutschland würde in einem nächsten Schritt zu wieder steigenden Inflationsraten in der Eurozone führen.
Wirtschaftsdaten wie der europäische Geschäftsklimaindex und der Einkaufsmanagerindex dürften einen anhaltenden Aufschwung in der Eurozone signalisieren, ebenso das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal, meint Metzler. Damit im Einklang dürfte die Arbeitslosenquote in der
Eurozone demnächst unter neun Prozent notieren, lautet die Prognose. Vor diesem Hintergrund erscheint Metzler der Exit der EZB aus ihrer expansiven Geldpolitik zunehmend mit Risiken für die Kapitalallokation und die Inflation verbunden zu sein. Geld sollte ein knappes Gut sein und nicht reichlich und günstig zur Verfügung stehen, betont Metzler.
Für die britische Notenbankpolitik prognostizieren die Asset Manager eine Leitzinsenerhöhung mit dem Ziel, die dortige Inflation einzudämmen. Diese sei aufgrund des schwachen Pfund Sterling in den vergangenen Monaten angesprungen. Gleichzeitig liefere die Realwirtschaft uneinheitliche Signale, sodass der Zinsschritt durchaus mit Risiken für die Konjunktur verbunden sei, warnt Metzler. Die Bank von Japan dagegen dürfte aufgrund der geringen Lohn- und Inflationsdynamik ihre Geldpolitik nicht ändern, heißt es im Ausblick.
Quelle: Kapitalmarktausblick Metzler Asset Management
Metzler Asset Management mit Sitz Frankfurt bietet Investmentleistungen für institutionelle Kunden und Finanzintermediäre an. (TS1)