Mikrofinanzfonds - Starke Leistung im Krisenjahr 2022
Das Analysehaus Scope hat untersucht, wie sich Mikrofinanzfonds in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Das Ergebnis: Auch wenn keine hohen Renditen erzielt wurden, so liegen die Stärken dieser Produkte in ihrer Schwankungsarmut und der Unempfindlichkeit gegenüber dem Auf und Ab der Börsen.
Mikrofinanzierung verfolgt den Zweck, einkommensschwachen Menschen Zugang zu verlässlichen Darlehens- und Sparmöglichkeiten zu gewähren. Eine Schlüsselrolle spielen dabei sogenannte Mikrofinanzinstitute, häufig lokale Banken in Schwellen- und Entwicklungsländern, die Kleinstkredite an Menschen vergeben, die keinen Zugang zum klassischen Finanzsektor haben.
Derzeit existieren weltweit rund 130 Fonds als offene und geschlossene Vehikel, mit denen Anleger am Mikrofinanzmarkt partizipieren können, so Scope. Das Angebot an offenen Mikrofinanzfonds sei nach wie vor sehr überschaubar, wenngleich die Nachfrage nach derartigen Produkten steige. Per Ende April 2023 waren für deutsche Anleger zwölf Fonds mit einem verwalteten Vermögen von rund sechs Milliarden Euro zugelassen. Der mit Abstand größte Fonds ist der „BlueOrchard Microfinance“ mit einem Volumen von rund 2,3 Milliarden Euro.
Mikrofinanzfonds investieren im Regelfall in unverbriefte Darlehen, die an ausgewählte Mikrofinanzinstitute in Schwellen- und Entwicklungsländern vergeben werden. Daher sind neun der in Deutschland erhältlichen Produkte als Rentenfonds ausgestaltet. Bei drei Produkten handelt es sich um gemischte Fonds, die neben Schuldtiteln auch Beteiligungen an Mikrofinanzinstituten erwerben, um höhere Renditen zu erzielen.
Die durchschnittliche Nettorendite der Mikrofinanzfonds in Euro gerechnet lag 2022 bei 3,04 Prozent. Auf Dreijahressicht legten sie im Durchschnitt um 1,71 Prozent per annum zu, auf Fünfjahressicht um 2,40 Prozent per annum.
Auch wenn die mittel- und langfristigen Zuwächse einigen Anlegern als wenig attraktiv erscheinen, so sei laut Scope bemerkenswert, dass die Renditen stetig, das heißt relativ unabhängig vom Marktumfeld erzielt werden. Viele Mikrofinanzfonds steigerten seit ihrer Auflegung in jedem Jahr ihren Wert. Der älteste Mikrofinanzfonds im deutschsprachigen Raum etwa, der „Dual Return Fund – Vision Microfinance“, rutschte in den vergangenen 16 Jahren nur in einem Jahr in die Verlustzone (2017: minus 0,07 Prozent).
Im vergangenen Jahr konnten sich die Fonds trotz des schwierigen Umfelds mit einer durchschnittlichen Wertentwicklung von 3,04 Prozent sehr gut behaupten. Elf von zwölf Mikrofinanzfonds erzielten 2022 Kurszuwächse, während Aktien- und Rentenfonds teilweise zweistellige Verluste erlitten. Scope zufolge veranschauliche dies, dass sich Mikrofinanzfonds gut von der Entwicklung der globalen Aktien- und Anleihemärkte abkoppeln und sich stabilisierend auf ein Portfolio auswirken können.
Ihre durchschnittliche Volatilität beträgt über drei Jahre 1,82 Prozent und über fünf Jahre 1,67 Prozent. Sie falle damit signifikant niedriger aus als die von anderen Rentensegmenten. Entsprechend sei das Rendite-Risiko-Verhältnis von Mikrofinanzfonds mittel- und längerfristig im Durchschnitt laut Scope wesentlich besser als das der anderen Rentensegmente, wie die Sharpe Ratios zeigen. (DFPA/JF1)
Die Scope Group ist ein Anbieter von unabhängigen Kreditratings, ESG- und Fondsanalysen. Es werden mehr als 250 Mitarbeiter in Büros in Berlin, Frankfurt, Hamburg, London, Madrid, Mailand, Oslo und Paris beschäftigt.