"Mumm kompakt": Corona-Rücksetzer an den Börsen nur temporär
Die erneute Corona-Infektionswelle wirkt sich, nicht erst seit Omicron, stärker als erwartet auf die wirtschaftlichen Perspektiven aus. Konkret leiden Betreiber von Weihnachtsmärkten und Inhaber von Ständen, Restaurants und Freizeiteinrichtungen unter den verschärften Restriktionen und Absagen. Trotz Verlängerung der Überbrückungshilfen durch die Bundesregierung bis Ende März und wahrscheinlicher Unterstützungen durch Städte und Gemeinden, dürfte die Anzahl der Insolvenzen aus diesem Segment zunehmen, so heißt es bei „Mumm kompakt“, einer Einschätzung von Carsten Mumm, Leiter Kapitalmarktanalyse und Chefvolkswirt des Bankhauses Donner & Reuschel.
Gesamtwirtschaftlich wirke sich der erneute Corona-Rückschlag allerdings nur moderat aus. Schon länger trübten sich die Stimmungsindizes von Konsumenten und Unternehmen aufgrund der steigenden Inflation beziehungsweise der anhaltenden Lieferkettenprobleme ein. Der GfK-Konsumklimaindex dürfte zwar weiterhin schwach tendieren – nachdem schon Ende November sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung sowie die Anschaffungsneigung der Befragten nachgaben. Allerdings hatte sich der private Konsum vom coronabedingten Einbruch im Frühjahr 2020 ohnehin noch nicht erholt. Die stark exportabhängige deutsche Industrie hingegen habe schon im vergangenen Winter bewiesen, dass sie unter Corona-Bedingungen nahezu ungestört produzieren kann – wären da nicht die fehlenden Vorprodukte, die knappen Transportkapazitäten, das fehlende qualifizierte Fachpersonal und die explodierenden Produktionskosten. Der deutliche Kursrutsch an den internationalen Aktienbörsen am Freitag war wohl der noch fehlende Tropfen, um eine überfällige Kurskorrektur – angesichts schwacher volkswirtschaftlicher Perspektiven für Deutschland, Europa und wohl auch China – auszulösen. Da Börsen aber in der Regel sechs Monate vorausschauen, dürfte die Hoffnung auf einen nachlassenden Einfluss der Pandemie, sich langsam auflösende Lieferkettenprobleme und zumindest leicht nachgebende Inflationsraten den Blick der Aktienanleger bald wieder aufhellen – zumal in den USA laut Mumm ein weiterhin dynamisches Wachstum über den Jahreswechsel zu erwarten ist. (DFPA/mb1)
Die Donner & Reuschel AG ist eine Privatbank mit Hauptsitz in Hamburg. Das 1798 gegründete Unternehmen gehört seit dem Jahr 1990 zur Versicherungsgruppe Signal Iduna.