"Mumm kompakt": Pattsituation zwischen Euro und US-Dollar
Wie die meisten Indizes an den globalen Aktienmärkten setzte auch der Euro im Vergleich zum US-Dollar zu einer fulminanten Rallye seit Ende September an. Der Kursanstieg von 0,96 bis 1,10 Euro/US-Dollar war dabei weniger auf eine ausgeprägte Eurostärke zurückzuführen – denn die Unsicherheitsfaktoren in der Eurozone waren bis zum Jahreswechsel viel zu zahlreich. Den Euro weiter belastet hätte sowohl eine weitere Eskalation im Ukrainekonflikt, eine mögliche Gasmangellage als auch das Festhalten Chinas an der Null-Covid-Politik und damit eine gebremste Exportdynamik. So heißt es bei „Mumm kompakt“, einer Einschätzung von Carsten Mumm, Leiter Kapitalmarktanalyse und Chefvolkswirt des Bankhauses Donner & Reuschel.
Vielmehr waren mit dem Unterschreiten der Parität im Spätsommer wohl alle für den Dollar sprechenden Argumente eingepreist, vor allem die Funktion als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten, die besser verlaufenden Konjunktur, die Unabhängigkeit von russischen Gaslieferungen und die früher und schneller steigenden Zinsen. Seit Jahresanfang dürfte dann die Aussicht auf eine weniger starke Konjunkturabkühlung in Europa sowie die Erwartung einer früheren Leitzinsanhebungspause durch die Fed die Gemeinschaftswährung weiter angetrieben haben. Allerdings sorgte der am Freitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht für einen Absturz auf 1,07 Euro/US-Dollar. Das in der Höhe völlig unerwartete Stellenwachstum von 517.000 sowie die auf 3,4 Prozent weiter gesunkene Arbeitslosenquote deute darauf hin, dass die US-Konjunktur in den nächsten Monaten nicht allzu stark abkühlen wird. Das Bild wurde von dem ebenfalls unerwartet stark angestiegenen ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich weiter untermauert. Damit stehe infrage, ob die Fed nach einem weiteren kleinen Zinsschritt im März den geldpolitischen Straffungszyklus tatsächlich pausiert. Derzeit gebe es keine Argumente, die eindeutig für den Euro oder für den Dollar sprechen. Man werde weiterhin nur kurzfristig auf die jeweiligen neuen Makrodaten und die daraus abgeleiteten, erwarteten Aktionen der Notenbanken reagieren. In dieser Woche sei das die Veröffentlichung der Januar-Inflation in Deutschland. Erwartet werde ein leichter Anstieg im Vergleich zum Dezember. Überraschungen in beide Richtungen und damit erratische Reaktionen des Eurokurses bleiben nicht unwahrscheinlich. (DFPA/mb1)
Die Donner & Reuschel AG ist eine Privatbank mit Hauptsitz in Hamburg. Das 1798 gegründete Unternehmen gehört seit dem Jahr 1990 zur Versicherungsgruppe Signal Iduna.