"Mumm kompakt": Steigender Ölpreis wirkt kurzfristig stabilisierend
Die OPEC (Organisation erdölexportierender Staaten) und einige weitere Ölförderstaaten haben am Wochenende endgültig die bereits avisierten Förderkürzungen im Mai und Juni um knapp zehn Millionen Barrel pro Tag beschlossen. Das würde eine Kürzung um zehn Prozent der weltweiten Tagesproduktion bedeuten. Zudem wurde eine um acht beziehungsweise sechs Millionen Barrel reduzierte Produktion bis April 2022 festgelegt. Damit haben Saudi-Arabien und Russland ihren Streit um die Verlängerung der bereits länger bestehenden Förderkürzungen vorerst beigelegt, in dessen Zuge die Rohölnotierungen im März um über 50 Prozent einbrachen, so heißt es bei „Mumm kompakt“, einer Einschätzung von Carsten Mumm, Leiter Kapitalmarktanalyse und Chefvolkswirt des Bankhauses Donner & Reuschel.
Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent fiel bis auf 22 US-Dollar, das ist der tiefste Wert seit 2003. Die Nachfrage nach Rohöl könnte laut Mumm aufgrund des globalen wirtschaftlichen Einbruchs im zweiten Quartal jedoch deutlich stärker nachgeben, möglicherweise um mehr als 15 Millionen Barrel pro Tag im Vergleich zurzeit vor der Krise. Das dürfte auch der Grund für eine Äußerung des US-Präsidenten Donald Trump vom 13. April 2020 gewesen sein, nach der sogar eine weitere Produktionskürzung um zusätzliche zehn Millionen Barrel möglich wäre. Schon die Hoffnung auf eine Einigung führte in den vergangenen Wochen zumindest zu einer Stabilisierung des Ölpreises. Das sei kurzfristig eine gute Nachricht für die Perspektiven der globalen Konjunktur und für die Kapitalmärkte. Zu den extrem tiefen Ölpreisen konnten diverse Fördernationen und Unternehmen nicht kostendeckend produzieren, wodurch die Weltwirtschaft zusätzlich belastet worden wäre. Es könnte ein Einbruch der Nachfrage in einigen ölexportabhängigen Schwellenländern drohen, sowie eine größere Welle von Unternehmensinsolvenzen, vor allem im Segment der Fracking-Industrie in den USA. Dieses Risiko sei zumindest deutlich gesunken. (DFPA/mb1)
Quelle: Donner & Reuschel „Mumm kompakt“
Die Donner & Reuschel AG ist eine Privatbank mit Hauptsitz in Hamburg. Das 1798 gegründete Unternehmen, das seit 1990 zur Versicherungsgruppe Signal Iduna gehört, beschäftigt rund 580 Mitarbeiter.