Neue Datenbank soll Vergleich von lokalen Immobilienpreisentwicklungen erleichtern
Nachdem die Preise für Wohnimmobilien in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich stiegen, brachen sie im vergangenen Jahr inflationsbereinigt bereits um bis zu 20 Prozent ein – und werden voraussichtlich weiter sinken. Das zeigen Forschende des Exzellenzclusters Econtribute um Prof. Dr. Moritz Schularick, Ökonom an der Universität Bonn. Sie haben zusammen mit dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen eine neue digitale Datenbank vorgestellt, die das Vergleichen von lokalen Immobilienpreisentwicklungen in 18 großen deutschen Städten einfacher machen soll.
Die Forschenden des Exzellenzclusters Econtribute: Markets & Public Policy an der Universität Bonn haben sich deutschlandweit mit den regionalen Gutachterausschüssen (GAAs) zusammengeschlossen, um die Entwicklung der Immobilienpreise systematisch zu analysieren. Um nachvollziehen zu können, wie sich die Immobilienpreise in der Vergangenheit entwickelt haben, fehlte bisher eine Datenbank, die die Immobilienpreise über lange historische Zeiträume und detailliert auf regionaler Ebene auswertet. Mit dem German Real Estate Index (GREIX) schafft Econtribute nun eine Plattform, die dies ermöglicht – zentral verfügbar und mit kostenlosem Zugang. Über eine Website lassen sich die Immobilienpreise von 18 Städten über die vergangenen 60 Jahre hinweg bis auf die Ebene einzelner Stadtteile und für unterschiedliche Wohnungstypen transparent vergleichen.
Der GREIX ermöglicht erstmals ein genaues Bild der Entwicklung der lokalen Immobilienmärkte in 18 deutschen Städten seit den 1960er Jahren. Mit Hilfe des Datensatzes können langfristige Trends der Immobilienmärkte analysiert und aktuelle Entwicklungen wie die Corona-Pandemie oder der Inflationsschub im historischen Kontext eingeordnet werden.
Die Indizes zeichnen die Entwicklung der lokalen Immobilienmärkte nach. Während die Immobilienpreise vor der Wende immer weiter stiegen, brachen sie nach der Wiedervereinigung zunächst ein, bis ab 2010 der bis vor Kurzem andauernde „Immobilienboom“ begann. Davon profitierten zunächst die größeren Städte, wie Hamburg, Frankfurt und Köln, während die Renditen in Städten wie Duisburg oder Chemnitz nur langsam stiegen. Innerhalb der einzelnen Städte bilden die Indizes die Gentrifizierung ab und zeigen, wie die Preise meist ausgehend von den Stadtzentren im relativen Vergleich immer stärker stiegen. Außerdem lässt sich mit der Immobilienpreisdatenbank nachvollziehen, wie die Preise insbesondere vor dem Hintergrund der anhaltenden Inflation und steigender Zinsen ab der zweiten Jahreshälfte 2022 einbrechen.
Die Daten der Gutachterausschüsse decken sämtliche Immobilienkäufen der vergangenen 60 Jahre in (West-) Deutschland ab. Aus Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) konnten die Forschenden des Exzellenzclusters Econtribute rund eine Millionen Transaktionsdaten der GAAs digitalisieren und sie so erstmals direkt vergleichbar machen. Die Datenbank soll laufend aktualisiert und gepflegt werden. Politiker, Journalistinnen und die interessierte Öffentlichkeit haben somit erstmals Zugang zu einer fundierten Analyse historischer, aktueller und zukünftiger Entwicklungen der Immobilienmärkte. (DFPA/JF1)