"Neue Risse im Finanzsystem belasten die Märkte"
Der Kollaps der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) sowie der Absturz der Credit Suisse-Aktie wecken dunkle Erinnerungen an die große Finanzkrise vor 15 Jahren, schreibt Dr. Eduard Baitliner, Head of Asset Management beim Investmenthaus Feri, in seinem aktuellen Marktkommentar.
Laut Baitinger habe die Pleite der SVB vordergründig mit den Problemen des Schweizer Traditionshauses Credit Suisse wenig zu tun. Doch die Ereignisse zeigen, dass das Banken- und Finanzsystem zunehmend unter der scharfen geldpolitischen Straffung leidet. Immerhin hat die US-Notenbank Fed ihren Leitzins binnen zwölf Monaten um 450 Basispunkte angehoben und damit den steilsten Zinsanstieg der vergangenen 40 Jahre vollzogen. Dass nun mit der SVB eine Bank, die sich auf die Finanzierung von Start-up- und Technologieunternehmen spezialisiert hatte, als erste dem Druck erliegt, verwundere nicht. Schließlich gelten diese Branchen als besonders zinssensibel, so Baitinger.
Aus Sicht des Experten stelle das Bankenbeben die Notenbanken derzeit vor ein kaum zu lösendes Dilemma. Die jüngsten Inflationsdaten für die Eurozone und die USA zeigten, dass der Preisdruck unverändert hoch sei und sich zu verfestigen drohe. Das erfordere eine konsequente Fortführung der geldpolitischen Straffung, denn nur so sei das Ziel der Preisstabilität zu erreichen. Auf der anderen Seite steigt damit der zinsseitige Druck auf das Finanzsystem. Ein geldpolitisches „weiter so“ könnte daher unerwünschte Verwerfungen nach sich ziehen, die eine größere Finanzkrise wahrscheinlicher machen. Die Notenbanken versuchen dieses Dilemma zu lösen, indem sie die Leitzinsen anheben und gleichzeitig gezielt Liquidität zur Verfügung stellen. „Dies mag den Druck vorübergehend verringern, kann aber nicht auf Dauer funktionieren. Die Finanzmärkte wissen das und spekulieren bereits jetzt darauf, dass die Notenbanken letztendlich dazu gezwungen sind, ihren Straffungskurs im Jahresverlauf abzumildern oder sogar umzukehren. Ob es tatsächlich dazu kommt, bleibt abzuwarten. Dem Finanzsystem dürften in den nächsten Monaten jedenfalls noch einige Stresstests bevorstehen. Weitere negative Überraschungen sind dabei nicht ausgeschlossen. Professionelle Investoren sollten auf dieses herausfordernde Anlageumfeld mit einer dynamischen Steuerung ihrer Risikoexponierung reagieren“, rät Baitinger. (DFPA/JF1)
Die 1987 gegründete Feri-Gruppe mit Sitz in Bad Homburg ist in den Geschäftsfeldern Vermögensberatung und -verwaltung sowie Wirtschaftsforschung tätig. Seit 2006 gehört die Unternehmensgruppe zum MLP-Konzern. Derzeit betreut Feri zusammen mit MLP ein Vermögen von 55 Milliarden Euro, darunter rund 15 Milliarden Euro alternative Investments.