Neue Studie zur Klimaneutralität im Gebäudebestand präsentiert
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen und der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) haben eine gemeinsame Studie „Klimaneutralität vermieteter Mehrfamilienhäuser – aber wie?“ vorgelegt. Es geht um praxisgerechte und wirtschaftlich umsetzbare Vorschläge für einen klimaneutralen Gebäudebestand. Beide Verbände verlangen ein Ende hochgeschraubter Ideen, die für Hausbesitzer in der Realität nicht leistbar seien. Gebäude sollen energetisch so modernisiert werden, dass sie anschließend effizient mit Erneuerbarer Energie versorgt werden können.
„Durch den Krieg in der Ukraine hat unsere Studie eine ungewollte Aktualität bekommen, auf die wir gerne verzichtet hätten“, sagt Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW. „Um unabhängiger von Erdgasimporten zu werden, ist ein Zusammenspiel zweier Faktoren notwendig: Der Energieverbrauch im Gebäudesektor muss entscheidend gesenkt und die dann noch benötigte Energie aus erneuerbaren Quellen bezogen werden. Wir brauchen jetzt mehr denn je realitätsnahe, schnell umsetzbare Konzepte statt hochgeschraubter Ideen und technisch überfrachteter Anforderungen, die sich weder Gebäudeeigentümer noch Mieter leisten können.“
Die Studie von Prof. Sven Bienert, Leiter Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft der International Real Estate Business School, IRE|BS Universität Regensburg, im Auftrag von GdW und VDPM kommt zu folgendem Ergebnis: Eine weitere Verschärfung der Gebäudestandards senke den realen Verbrauch in Mehrfamilienhäusern kaum noch. „Bei einem gemessenen Endenergieverbrauch von 80 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr ist meistens Schluss. Unter diesen Wert lässt sich im Mietwohnungsbereich der Energieverbrauch in der Praxis selbst mit aufwendigen Maßnahmen bei einer energetischen Bestandsmodernisierung kaum senken, auch wenn die theoretischen Bedarfsberechnungen zu anderen Ergebnissen kommen“, sagt Bienert. Deshalb sei es volkswirtschaftlich sinnvoller, möglichst viele Gebäude mit Augenmaß zu modernisieren und den verbleibenden Bedarf mit erneuerbarer Energie zu decken. Ein hochgerüstetes energetisches Modernisieren, auch als „Tiefensanierung“ bezeichnet, mache weder für Gebäudeeigentümer noch für die Bewohner Sinn.
Damit das Umstellen auf Erneuerbare Energie funktioniere, müssen die Gebäude „Niedertemperatur-ready“ sein. Dieser Begriff bedeutet, dass ein Gebäude so weit ertüchtigt und gedämmt wird, dass es mit einer Niedertemperatur-Heizung auskommt, die mit Erneuerbarer Energie betrieben werden kann. Es sei vielen Immobilienbesitzern gar nicht bewusst, dass eine Umstellung der Heizung ohne eine ausreichend gedämmte Gebäudehülle weder technisch noch wirtschaftlich sinnvoll sei. Um die Klimaziele zu erreichen, muss das Verbrauchsniveau in den Wohnungen von heute rund 150 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr im Durchschnitt auf etwa die Hälfte und damit etwa 70 bis 80 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr abgesenkt werden, um so eine flächendeckende „Niedertemperatur-Readiness“ zu erreichen. Da energetische Modernisierung aus sozialen Gründen einer Förderung bedürfe, seien auch volkswirtschaftlich gesehen die zur Verfügung stehenden Mittel am besten angelegt. (DFPA/mb1)
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen vertritt als größter deutscher Branchendachverband bundesweit und auf europäischer Ebene rund 3.000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen.