Neuer Monat, neues Rekordtief: Bauzinsen fallen weiter
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im zweiten Quartal 2019 um 0,1 Prozent gesunken. Der Grund für die schwache Wirtschaftsleistung: Das deutsche Exportgeschäft leidet unter der schwächelnden Weltwirtschaft, dem Handelskonflikt zwischen den USA und China und dem drohenden Chaos durch einen No-Deal-Brexit. „Hinzu kommt, dass die Automobilindustrie einen fundamentalen Wandel zu anderen Antriebstechniken und neuen Mobilitätskonzepten gestalten muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, erklärt Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Baufinanzierungsvermittlers Dr. Klein.
Sollte sich der Abwärtstrend des BIP im kommenden Quartal fortsetzen, würde Deutschland per definitionem in einer Rezession stecken. Neumann hält dieses Szenario für wahrscheinlicher als eine positive Entwicklung: „Nicht nur die deutlich rückläufige Industrieproduktion wirkt sich negativ auf die deutsche Wirtschaft aus. Die angekündigten Stellenstreichungen bei einigen Großunternehmen wie ThyssenKrupp oder Bayer dämpfen darüber hinaus allmählich den Konsum, der aktuell die tragende Säule der Konjunktur ist.“
Nachdem in der jüngsten EZB-Sitzung am 25. Juli 2019 keine weitere Lockerung der Geldpolitik beschlossen wurde, erwartet Neumann von der kommenden Sitzung eine Entscheidung über konkrete Maßnahmen, da es aktuell nicht danach aussieht, dass sich das konjunkturelle Umfeld in den kommenden Wochen entscheidend bessert. Im Gegenteil: Der drohende Brexit wirft seine Schatten voraus und auch die gerade veröffentlichten Inflationsdaten dürften den Währungshütern nicht gefallen: Die Kerninflation in der Eurozone fiel auf 1,1 Prozent und entfernt sich damit im Vergleich zum Vormonat noch weiter von der Zwei-Prozent-Zielmarke. Klar ist daher: Die EZB wird handeln und die europäische Wirtschaft durch zusätzliche geldpolitische Maßnahmen stützen. Welche Instrumente konkret zum Einsatz kommen, ist hingegen offen. „Ich rechne im September eher mit einer Wiederaufnahme der Anleihekäufe oder mit einer weiteren Senkung des Einlagezinsen für Banken, als mit einer Leitzinssenkung in den negativen Bereich“, so die Prognose Neumanns.
Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe sinkt auf immer neue Rekord-Tiefstände, im August fiel sie erstmals unter minus 0,7 Prozent. In Deutschland sind aktuell bereits rund 90 Prozent aller Staatsschulden negativ verzinst. Auch die Bauzinsen nähern sich der Nullmarke immer weiter an. Der Bestzins zehnjähriger Hypothekendarlehen bewegt sich im August erneut auf ein historisches Allzeit-Tief von 0,42 Prozent.
Vor kurzem sorgte die skandinavische Nordea-Bank für Aufsehen: Sie plant, Immobiliendarlehen mit 20 Jahren Laufzeit ohne Zinsbelastung anzubieten. Neumann ordnet das skandinavische Angebot ein: „Man darf beim Blick nach Dänemark nicht übersehen, dass nicht nur der Sollzins eine Rolle spielt, sondern auch die erhobenen Gebühren beachtet werden müssen. Werden diese Gebühren eingerechnet, ergibt sich ein Effektivzins mit einem positiven Vorzeichen. Kurzfristig halte ich es für unwahrscheinlich, dass Banken in Deutschland Immobiliendarlehen mit negativer Verzinsung anbieten – auch wenn sich Kreditinstitute schon allein aus strategischen Gründen diese Hintertür offenhalten müssen und dafür technische Vorbereitungen treffen.“ (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung Dr. Klein
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