Unternehmenskredite: Nicht-Banken als Kreditgeber auf dem Vormarsch
In Deutschland sind rund 35 reine Unternehmenskreditfonds aktiv, die im Jahr 2017 über ein Gesamtvolumen von rund 17,5 Milliarden US-Dollar verfügten und im deutschen Mittelstand vor allem Wachstums- und Übernahmefinanzierungen bereitstellen. Diese Unternehmen liegen überwiegend im oberen Sub-Investment-Grade-Bereich und haben vorwiegend ein EBITDA zwischen fünf Millionen Euro und 25 Millionen Euro und dementsprechend einen Umsatz von 25 Millionen Euro bis 75 Millionen Euro. Die von den Kreditfonds bereitgestellten Kredite weisen mit fünf bis 100 Millionen Euro eine große Spreizung auf. So das Ergebnis der Studie „Unternehmenskreditfinanzierungen durch Nicht-Banken in Deutschland“ des Bundesverbands Alternative Investments (BAI). Die Studie zum Kreditfondsmarkt in Deutschland stellt die Sichtweisen der drei relevanten Marktakteure Unternehmen, Kreditfonds und institutionelle Investoren gesamtheitlich dar.
Mit Blick auf diese Kennziffern erläuterte Matthias Erb, BAI-Vorstandsmitglied und zuständig für das Ressort Alternative Markets: „Der deutsche Mittelstand bietet viel Potential für das weitere Wachstum der Kreditfonds in Deutschland. Es gibt tausende Unternehmen, die für eine Finanzierung durch Kreditfonds in Frage kommen und für die Kreditfonds ideale Begleiter für Wachstum und Übernahmefinanzierungen sind. Besonders bei längeren Laufzeiten, herausfordernden Geschäftsentwicklungen und im Sub-Investment-Grade-Bereich des deutschen Mittelstandes können Kreditfonds ihre Vorteile ausspielen.“
Angestoßen und begleitet wird das Wachstum der Kreditfonds durch die Nachfrage institutioneller Investoren. Diese kommt in Deutschland nicht nur von großen, globalen Versicherungskonzernen, sondern auch von Pensionskassen, Versorgungswerken und vielen weiteren, eher kleineren Investoren. Der Hauptgrund für ein Engagement in Kreditfonds ist gem. Studie die gute Rendite-Risiko-Relation, gefolgt von Diversifikation und die Verwendung als Anleihen-/Rentenersatz aufgrund stabiler regelmäßiger Erträge.
Andreas Kalusche, BAI-Vorstandsmitglied und ebenfalls zuständig für das Ressort Alternative Markets: „Alle Investoren in Deutschland haben längst den Kreditfondsmarkt für Unternehmenskredite als festen Bestandteil ihrer Portfolioentscheidung einbezogen und sehen diesen als Alternative zu herkömmlichen Fixed-Income-Anlagen an. Da Corporate Private Debt in Deutschland auch auskömmliche Renditen und Besicherungen für Investoren bietet, wird sich dieser Markt auch von der Nachfrageseite her weiter positiv entwickeln.“
Domiziliert sind die in Deutschland tätigen Fonds vorwiegend in Luxemburg und bislang haben nur kleinere Kreditfonds, die in den Bereichen Restrukturierung (Distressed Debt) und Sondersituationen aktiv sind, ihren Sitz in Deutschland. Hierzu erläuterte Frank Dornseifer, Geschäftsführer des BAI: „Aufgrund der europäischen Ausrichtung der meisten Kreditfonds ist die Wahl des Standortes Luxemburg nicht verwunderlich. Zwar wird in der Umfrage die deutsche Regulierung nicht grundsätzlich moniert, gut abgestimmte und pragmatische Regulierung, aber auch bestehende Strukturen geben dann häufig eben doch Anlass für die Standortwahl Luxemburg. Wir hoffen aber, dass das Momentum bei kleinen Fonds, die zum Teil eben doch in Deutschland gegründet werden, anhält. Gerade hier wollen wir auch als Verband ansetzen und bestehende Hürden aus dem Weg räumen.“
Insgesamt sieht der BAI Corporate Private Debt in Deutschland auf dem Vormarsch. Dieser Markt werde zukünftig an Breite und Tiefe gewinnen. Aufgrund der deutschen Wirtschaftsstruktur und der (noch) hohen Bankendichte wird sich diese Entwicklung beispielsweise von der in den USA unterscheiden. Das Wachstum in Deutschland werde nicht kontinuierlich, sondern wie bisher mit Schwankungen erfolgen und sich über die bisherigen Schwerpunktbereiche Übernahme- und Wachstumsfinanzierungen hinaus erstrecken. Kreditfonds sind im Ergebnis eine wichtige Bereicherung für den Finanzplatz und erweitern die Finanzierungsopportunitäten des deutschen Mittelstands komplementär zu Banken und weiteren marktbasierten Finanzierungsformen, die sich aktuell entwickeln.
Quelle: Pressemitteilung BAI
Der Bundesverband Alternative Investments e.V. (BAI) ist die assetklassen- und produktübergreifende Interessenvertretung für Alternative Investments in Deutschland. Der BAI wurde 1997 in Bonn gegründet. (JF1)