"Notenbanken behalten Kontrolle über Inflationserwartungen"
Der sich in den USA leicht abschwächende Arbeits- und Immobilienmarkt habe noch keinen starken negativen Einfluss auf die Konjunktur, dämpfe aber die Inflation und insbesondere die Inflationserwartungen, schreibt Beat Thoma, CIO beim Vermögensverwalter Fisch Asset Management, in seinem aktuellen Marktkommentar.
Der Immobilienmarkt ist seit einiger Zeit überhitzt. Allerdings sei die Lage in keiner Art und Weise mit der Subprime-Krise der Jahre 2007 und 2008 zu vergleichen. Die heutige Marktstruktur sei solider und die Abkühlung gesund.
Thoma: „Entsprechend rechnen wir vorerst nicht mit einer Rezession. Aktuelle und vorauseilende Konjunkturindikatoren wie Auftragseingänge, Konsumausgaben und die noch steile Zinskurvenstruktur deuten aktuell auf genügend Konjunkturmomentum. Zudem entwickeln sich die Unternehmensgewinne trotz Wirtschaftsabschwächung sehr solide. Selbst bei einer milden Rezession dürfte dies zumindest dem Aktienmarkt und Unternehmensanleihen eine gewisse Stütze verleihen.“
Die Notenbanken behalten weiterhin die Kontrolle über die Inflationserwartungen und damit auch über das Vertrauen in die langfristige Geldwertstabilität und das konjunkturelle Wachstum, so Thoma weiter. Die Zinskurvenstruktur bleibe der wichtigste und zuverlässigste Frühindikator. Eine weitere Abflachung wäre laut Thoma ein Rezessionssignal und eine steilere Kurve am langen Ende ein gefährliches Signal steigender Inflationserwartungen. Aus Sicht des Experten könnten sich „Risky Assets“ kurzfristig erholen, da viel Negatives eingepreist sei (beispielsweise eine milde Rezession) und deshalb bei teilweise günstigen Bewertungen Raum für positive Überraschungen bestehe. Die langfristigen Zinsen dürften konsolidieren. Mittelfristig verbleibe aber wegen dem Bilanzabbau der US-Notenbank Fed ein von vielen Marktteilnehmern unterschätzter Belastungsfaktor. Eine potenzielle Markterholung in den kommenden Wochen werten Thoma und sein Team deshalb nach wie vor als „Ruhe vor dem Sturm“.
„Die Fed hat ihre Geldpolitik überraschend weiter verschärft und den geplanten Bilanzabbau bekräftigt. Mittelfristig könnte sich dies als eine zu restriktive Geldpolitik erweisen und einen so genannten ‚policy mistake‘ darstellen. Zwar wird die EZB ab Ende Juli ebenfalls die Leitzinsen erhöhen, bleibt aber wesentlich weniger restriktiv als die Fed. China und Japan lockern ihre Geldpolitik dagegen weiter und wirken damit nicht nur konjunkturell, sondern auch geldpolitisch global ausgleichend. Zudem hat die EZB ein ‚Anti-Fragmentierungs-Tool‘ angekündigt. Damit will sie verhindern, dass die Zinsen in den Euro-Peripheriestaaten weiter ansteigen. Bereits die Ankündigung dieses Plans hat zu einer Beruhigung bei den langfristigen Zinsen in Italien und Spanien geführt. Dies belegt vorerst eine hohe Wirksamkeit. Die über diese Methode in Staatsanleihen der Peripheriestaaten investierten Gelder werden zudem ‚sterilisiert‘. Das heißt, die EZB verkauft oder emittiert andere Wertpapiere, um die Geldmenge insgesamt nicht zu erhöhen. Damit dürfte insgesamt ein für den Euro positiver Einfluss entstehen“, so Thoma abschließend. (DFPA/JF1)
Fisch Asset Management ist ein auf ausgewählte Anlagestrategien spezialisierter Asset Manager und bietet Wandelanleihen, Corporate Bond sowie Multi Asset/Absolute Return Lösungen an. Das Unternehmen verwaltet mit 90 Mitarbeitern Vermögen in Höhe von 11,6 Milliarden Schweizer Franken (11,2 Milliarden Euro) von institutionellen Anlegern vornehmlich aus Europa.