Onshore-Windenergie: Status quo und Strategien zur Steigerung der Akzeptanz
Bei Windparks kommt es durch mangelnde Akzeptanz bei der betroffenen Bevölkerung häufig zu Verzögerungen oder zum Stopp der Baumaßnahmen. Damit Planung und Umsetzung besser gelingen, sehen Experten gezielte Informationsmaßnahmen und Konsultationen mit der Bevölkerung und weiteren Interessensgruppen vor Ort als besonders wichtig an. Dies zeigt eine Befragung mit 207 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus insgesamt 13 europäischen Staaten, die im Rahmen des Projekts „Wise Power" durchgeführt wurde.
Aus den Befunden werden Akzeptanzstrategien und Handlungsempfehlungen entworfen, die für EU-Länder mit unterschiedlich entwickelten Windenergiemärkten gelten sollen. Für Deutschland sind das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI sowie die Deutsche Energie-Agentur im Projektkonsortium eingebunden.
Ziel des EU-Projekts „Wise Power“ ist, die gesellschaftliche Akzeptanz von Onshore-Windenergie besser zu verstehen sowie geeignete Strategien zum Interessenausgleich zu entwickeln und zu implementieren. So sollen mittelfristig die Planungssicherheit für neue Projekte erhöht und die Planungszeiten verringert werden. Zum Projektkonsortium gehören unter anderem Planungsbehörden, politische Entscheider und Vertreter der Windenergien-Industrie.
Die Projektpartner analysierten zunächst Ratgeber, Anweisungen und Handbücher sowie wissenschaftliche Artikel und Berichte, die sich der Einbeziehung der Bevölkerung in die Planungs- und Umsetzungsprozesse widmen. Auf Basis der am besten geeigneten Dokumente wurde ein erstes Überblicksdokument erstellt. Dieses deckt die große Bandbreite an Möglichkeiten zur Interaktion mit den Bürgerinnen und Bürgern ab und bezieht zu beachtende Grundvoraussetzungen und Fallstricke ein. Darüber hinaus wurden Schwächen und Wiedersprüche des analysierten Dokument-Korpus aufgezeigt.
Im Rahmen einer in dieser Form zuvor noch nie erfolgten Expertenbefragung stellten die Forscher jedoch fest, dass die Publikationen den verantwortlichen Akteuren nicht oder nur selten bekannt sind. Selbst wenn solche Leitfäden bekannt sind, werden sie oft nicht angewendet, da das Material als zu abstrakt empfunden wird. Hierzu erklärt Dr. Elisabeth Dütschke, Projektleiterin am Fraunhofer ISI: „Nur durch die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort auf Augenhöhe sowie die spezifische Bereitstellung von Ressourcen für die Umsetzung bedarfsorientierter Strategien besteht die Chance, flächendeckend Akzeptanz zu erreichen."
Zu den Schwerpunkten des Projekts „Wise Power“ gehört auch die Weiterentwicklung alternativer Finanzierungs- und Beteiligungsmodelle. Aktuell werden häufig öffentlich-private Partnerschaften zur Finanzierung genutzt. Mögliche neue Beteiligungsmodelle, die in die Akzeptanzstrategien einfließen werden, sind zum Beispiel institutionalisierte „Bürgerwindaktien“ und Crowdfunding-Elemente.
Am Ende des Projekts soll eine variabel anwendbare und praxisorientiertere Toolbox mit Handlungsempfehlungen für Vertreter von Gemeinden und Landesbehörden, Projektierer, Netzbetreiber, Bürgerinitiativen, Genossenschaften und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zur Verfügung stehen. Diese wird auf den zunächst analysierten Dokumenten basieren und die im Überblicksdokument aufgezeigten Schwächen und Wiedersprüche beheben. Damit möglichst viele Akteure die Ergebnisse nutzen können, werden die Handlungsempfehlungen in zehn Sprachen veröffentlicht, zudem werden bis Ende 2016 weitere zielgruppenspezifische Workshops durchgeführt.
Quelle: Pressemitteilung Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI mit Sitz in Karlsruhe analysiert Entstehung und Auswirkungen von Innovationen und erforscht die Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage werden Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung gestellt. (mb1)