Panel: M&A-Markt steht ESG noch zwiegespalten gegenüber
Das Thema ESG ist im M&A-Markt (Mergers & Acquisitions-Markt) angekommen. So rücken immer häufiger bei der Auswahl geeigneter Targets potenzielle ESG-Risiken oder -Werthebel in den Fokus. Der Trend einer ESG Due Diligence ist also auch bei den Unternehmen angekommen. Zu diesem Ergebnis kommt das diesjährige zweite M&A Panel, für das die Wirtschaftskanzlei CMS und das Magazin „Finance“ leitende Mitarbeiter aus M&A-Abteilungen deutscher Unternehmen sowie Investmentbanker und M&A-Berater befragt haben.
Demnach führen knapp zwei Drittel der Befragten bereits bei Transaktionen auf der Buy-side eine ESG Due Diligence durch. Nur rund 14 Prozent geben an, eine konventionelle Due Diligence durchzuführen. Zu Jahresbeginn war ESG noch kein Thema. Dass das Thema an Relevanz gewinnt, hat einfache Gründe: ESG-Risiken, wie Probleme in der Lieferkette oder nicht nachhaltige Geschäftsmodelle, können Dealbreaker sein. Dieser These stimmen fast drei Viertel der M&A-Profis zu.
Die befragten M&A-Profis sind sich darüber einig, dass ESG nicht nur kurzfristig relevant bleibt. Auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten sie den Stellenwert bei ihren M&A-Transaktionen mit 6,69, wobei 10 für einen hohen Wert steht. Nur sieben Prozent der Befragten stimmen der These zu, dass das Thema mit der Zeit wieder abflachen wird. Doch ESG ist nicht gleich ESG: Die Mehrheit der Befragten bewertet den Faktor Environment (Umwelt) am wichtigsten. Auf einer Skala von 1 bis 10 vergeben sie 7,55, gefolgt von Governance (Unternehmensführung) mit 7,21 und Social (Soziales) mit 6,83. Im Alltag der M&A-Profis spielt das Thema aber noch eine untergeordnete Rolle: Nur 17 Prozent gaben an, M&A-Transaktionen gezielt dafür zu nutzen, die eigene ESG-Expertise zu verstärken oder sich selbst nachhaltiger aufzustellen.
Aktuell legen Kapitalgeber noch keinen Fokus auf die ESG-Konformität der M&A-Projekte. Das könnte auch eine potenzielle Erklärung dafür sein, dass M&A-Profis dem Thema in ihrem konkreten Alltag noch wenig Relevanz zusprechen. Nur rund 28 Prozent aller Geldgeber (Banken oder Finanzinvestoren) finanzieren bevorzugt ESG-konforme Transaktionen – rund 17 Prozent verneinen dies und über die Hälfte ist sich unsicher.
Neben dem Trend zu ESG prägt die hohe Auslastung aktuell den Markt. Die derzeitige Auslastung der befragten M&A-Berater und Investmentbanker ist derzeit so hoch wie nie zuvor. So beziffern die M&A-Berater das aktuelle Projektaufkommen im eigenen Haus, bezogen auf Deals mit Signing, in den vergangenen oder nächsten zwei Monaten auf einer Skala von minus fünf (stark unterdurchschnittlich) bis plus fünf (stark überdurchschnittlich) mit dem sehr hohen Wert 2,18 – der bislang höchste Wert seit Beginn der Befragung im Jahr 2011 lag im Frühjahr 2018 bei 2,14.
Nach der akuten Corona-Krise steht bei Unternehmen das Thema „Wachstum beschleunigen“ wieder ganz oben auf der Agenda. Mit 7,76 (zehn steht für einen sehr wichtigen Dealtreiber) ist Wachstum der aktuelle Haupttreiber für M&A. Darauf folgen die Expansion in neue Märkte (7,52) und die Erweiterung des Produkt- und Technologieportfolios (7,48). (DFPA/mb1)
Die CMS Hasche Sigle Partnerschaft von Rechtsanwälten und Steuerberatern mbB mit Sitz in Berlin ist eine führenden wirtschaftsberatenden Anwaltssozietäten. In acht deutschen Wirtschaftszentren und an fünf internationalen Standorten sind mehr als 600 Rechtsanwälte, Steuerberater und Notare für die 1999 gegründete Kanzlei tätig.