Pensions-Akademie: Die betriebliche Altersversorgung muss transparenter werden
Die betriebliche Altersversorgung (bAV) in Deutschland bedarf einer grundlegenden Veränderung. Denn noch immer ist der Verbreitungsgrad im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr gering. Dies gilt insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen und vor allem bei der jüngeren Generation. Eine wesentliche Hürde ist die hohe Komplexität der bAV und die fehlende Transparenz, so der Konsens der Fachtagung der Pensions-Akademie, der Plattform der betrieblichen Altersversorgung. In deren Rahmen haben über 80 Vertreter von Einrichtungen der bAV, Politik und Wissenschaft unter anderem über die Zukunft der bAV in Deutschland diskutiert.
Die Bundesregierung hat mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG), das am 1. Januar 2018 in Kraft tritt, eine Reform der deutschen bAV gewagt. Dadurch soll die bAV in Deutschland gestärkt und die Verbreitung bei kleinen und mittleren Unternehmen sowie bei Beschäftigten aller Einkommensstufen erhöht werden. „Mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz sind wir in der betrieblichen Altersversorgung einen wichtigen Schritt vorangekommen“, kommentierte der hessische Finanzminister Dr. Thomas Schäfer die neuen gesetzlichen Regelungen auf der Fachtagung. Seiner Ansicht nach haben die Beschäftigten durch den Verzicht auf Garantien nun die Chance auf mehr Rendite. Er schränkte allerdings ein: „Wir sind noch lange nicht am Ziel. Gerade für die Beschäftigten in den kleinen, vielfach nicht tarifgebundenen Unternehmen wird das Betriebsrentenstärkungsgesetz aufgrund der Anknüpfung an Tarifverträge kaum Wirkung entfalten.“ Auch hänge der Erfolg des BRSG Schäfer zufolge nicht allein von monetären Faktoren ab, sondern müsse unter anderem einfacher gestaltet werden.
Volker Rode, Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung Main-Kinzig-Kreis, kommentierte: „Für den kleinen Unternehmer bleibt oft nicht die Zeit, um sich intensiv mit dem Thema bAV zu beschäftigen - so sieht die Praxis aus.“ Um eine größere Verbreitung der bAV zu erzielen, müssten greifbare und verständliche bAV Lösungen konzipiert und angeboten werden. Robert Müller von S-Pensions Management, dem bAV-Anbieter der Sparkassen-Finanzgruppe, betonte auf der Fachtagung, dass die gesetzlichen Neuregelungen zu einer höheren Komplexität führen werden, bei gleichzeitig steigenden Kostendruck. Die Digitalisierung sei deshalb seiner Ansicht nach zukünftig von zentraler Bedeutung für die bAV. „Dies ist nicht nur mit Blick auf die Jugend wichtig, die eine digitale Ansprache erwarten wird, sondern auch, um die Komplexität für Arbeitgeber und Arbeitnehmer und die Prozesskosten zu reduzieren“, begründete Müller.
Dabei ergänzte Andreas Fritz, Vorstand der PKDW (Pensionskasse für die Deutsche Wirtschaft VVaG) und Beirat der Pensions-Akademie: „Mit Blick auf die jugendliche Zielgruppe liegt heute eine der wesentlichen Herausforderungen darin, für diese die richtige digitale Ansprache zu finden, um sie möglichst frühzeitig für das Thema des Aufbaus einer zusätzlichen Absicherung im Alter zu sensibilisieren und entsprechende Handlungsbedarfe zu erzeugen.“ Auch Jürgen Scharfenorth, Vorstand der Pensions-Akademie zufolge müssten dringend Transparenz geschaffen und einfache Lösungen angeboten werden, um insbesondere die kleineren Unternehmen und deren Arbeitnehmer gewinnen zu können.
Quelle: Pressemitteilung Pensions-Akademie
Die Pensions-Akademie ist die Plattform der betrieblichen Altersversorgung (bAV) für administrative Themen rund um die Kapitalanlage. Sie vereint Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft und will die betriebliche Altersversorgung als wesentliches Element des Alterssicherungssystems in der Bundesrepublik Deutschland fördern. (mb1)