Pflegestatistik: Stationäre Versorgungslage spitzt sich zu
Die Nachfrage nach stationärer Pflege steigt fast dreimal so stark wie der Zubau an dringend benötigten Plätzen. Das ist ein Ergebnis der Pflegestatistik des statistischen Bundesamts. Die bundesweit tätige Pflegemarkt-Beratung Terranus warnt angesichts dieser Zahlen vor einer weiteren Zuspitzung der jetzt schon prekären Versorgungslage.
„Die Zahlen belegen, was wir in der Praxis seit einigen Jahren deutlich beobachten“, sagt Terranus-Geschäftsführer Markus Bienentreu. „Die vorhandenen Pflegeheime laufen voll, und es wird zu wenig gebaut.“ Gründe seien vor allem fehlende geeignete Grundstücke, verschärfte Bauvorschriften und massiv gestiegene Baukosten. „Das bedeutet, wir haben nicht nur zu wenige Pflegeplätze, sondern konservieren auch veraltete und für eine moderne Pflege nicht mehr zeitgemäße Strukturen. Für die Versorgungssituation und die Qualität ist das eine äußerst alarmierende Entwicklung.“
Das Statistische Bundesamt meldete in seiner Pflegestatistik für das Jahr 2017 eine Gesamtzunahme der stationär versorgten Pflegebedürftigen um 7,5 Prozent, das heißt 64.600 Personen. Gleichzeitig ist die Zahl der stationären Pflegeplätze nur um 2,5 Prozent (23.400 Personen) gestiegen. Parallel dazu hat auch die Auslastung der stationären Pflegeheime weiter zugenommen, und zwar im Bundesdurchschnitt auf 92,4 Prozent. Durch Einzelzimmerquoten haben sich in vielen Einrichtungen die Kapazitäten reduziert, was die Lage weiter verschärft habe. „In einigen Regionen ist es schon jetzt unmöglich einen stationären Pflegeplatz zu bekommen“, betonte Bienentreu.
Die Gesamtzahl der Pflegebedürftigen ist um 19 Prozent auf 3,4 Millionen angewachsen. Bei dieser Steigerung spielt auch der Sondereffekt des seit 2017 geltenden neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs („Pflegegrade“) eine Rolle, der auch Personen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz umfasst. „Das ändert jedoch nichts daran, dass wir für all diese Menschen bedarfsgerechte Versorgungsmöglichkeiten brauchen“, so der Terranus-Geschäftsführer.
Terranus geht davon aus, dass die Nachfrage nach stationärer Pflege in den kommenden Jahren weiter steigen wird. „Es ist illusorisch, zu glauben, dem Anstieg pflegebedürftiger Menschen allein mit zusätzlichen ambulanten Angeboten Herr werden zu können“, so Bienentreu. „Ohne eine an den realen Bedürfnissen der Pflegebedürftigen orientierte Politik und das Kapital privater Investoren werden wir die Nachfrage nicht stemmen können.“
Quelle: Pressemitteilung Terranus
Terranus ist Spezialmakler und Beratungsgesellschaft für Sozialimmobilien in Deutschland. Seit über 20 Jahren begleitet das Unternehmen Investoren und Banken bei ihren Investments. Betreibern steht Terranus bei Analyse, Strategieentwicklung oder operativer Betriebsführung beratend zur Seite. (mb1)