Privatanleger als Co-Investierende in Firmenkredite
Viele Anlageprodukte im privaten Kapitalmarkt sind, bedingt durch ihr Mindestinvestitionsvolumen, Privatanlegern nicht zugänglich. Die Stückelung der Gesamtinvestition in kleinere Beträge („Retailisierung“) ist ein großer Trend im Finanzbereich. Eine Studie der Frankfurt School of Finance & Management (FS) findet einen neuen Ansatz für Banken: Privatkunden werden zu Co-Investierenden in Firmenkredite. Das Fintech-Unternehmen Portagon, das Finanzmarktprozesse digitalisiert, hat die Studie gefördert und setzt die Ergebnisse nun um.
In ihrer Studie „Das versteckte Potenzial des privaten Kapitalmarktes in Deutschland“ beschreiben und definieren Professor Dr. Michael H. Grote, Professor für Corporate Finance an der FS, und Professor Dr. Markus Fitza, Professor für Strategie und Entrepreneurship an der FS, zunächst die Strukturen, Protagonisten und Trends im privaten Kapitalmarkt. Mit dem „Corporate Loan Investment Product“ (CLIP) entwickeln sie eine Idee, die Privatanlegern einen neuen Zugang zum privaten Kapitalmarkt eröffnet: Bei der Kreditvergabe an Firmenkunden können sie nun Anteile an diesen Krediten erwerben und so zu Co-Investierenden werden.
„Der private Kapitalmarkt wächst sehr stark: Weltweit hat sich das investierte Volumen innerhalb von zehn Jahren bis 2021 auf 1,2 Billionen US-Dollar verdreifacht“, sagt Grote. Für das weitere Wachstum privater Kapitalmärkte sei eine ‚Retailisierung‘, also eine Öffnung für nicht-institutionelle Anleger, eine wichtige Strategie.
Laut Johannes Laub, Gründer und Geschäftsführer von Portagon werden Privatanleger, die im Kapitalmarkt investieren wollen, mit hohen Eintrittshürden, fehlenden Netzwerkeffekten und erheblichen Kosten konfrontiert, sagt. „CLIP ist ein Paradebeispiel dafür, wie die Digitalisierung kleinere Investitionsgrößen ermöglicht – als Grundlage neuer, innovativer Finanzprodukte“, so Laub
Der Vorteil von CLIP für Anleger sei, dass die Bank wesentliche Kreditgeberin bleibt und originäre Aufgaben wie die Kreditprüfung und die fortlaufende Kontrolle übernimmt. Anleger erhalten wiederum Zugang zu einem Fremdkapital-Investment mit dem Risiko-Rendite-Profil ihrer Hausbank. Durch den Verkauf von Kreditanteilen wird das Kreditbuch der Banken kleiner und Eigenkapital wird freigesetzt. Darüber hinaus stärken die Banken die Beziehung zu ihren (vermögenden) Privatkunden: Den Zugang zum jeweiligen Firmenkredit bieten sie exklusiv und konkurrenzlos.
CLIP folgt dem Mechanismus des Crowdinvestments: Die Bank lässt Privatkunden zu einheitlichen Konditionen und in gewünschter Höhe am Firmenkredit teilhaben. Wesentliche Voraussetzung für Finanzprodukte wie diese sind Technologielösungen. Sie ermöglichen, die Stückelung großer Anlagevolumina digital, automatisiert und damit wirtschaftlich umzusetzen. Die Digitalisierung werde damit zur Wegbereiterin der Retailisierung. (DFPA/JF1)
Das Frankfurt School Blockchain Center (FSBC) ist ein Think Tank und ein Forschungszentrum, das sich in erster Linie auf die Blockchain-Technologie konzentriert.