Private-Equity-Investitionen in Deutschland steigen auf höchsten Wert seit Finanzkrise
Megadeals haben das Private-Equity-Volumen in Deutschland 2019 auf einen neuen Höchstwert seit der Finanzkrise ansteigen lassen. Finanzinvestoren tätigten Transaktionen im Wert von 30,2 Milliarden Euro, das sind 69 Prozent mehr als im Vorjahr. Allein im zweiten Halbjahr gaben sie insgesamt 22,9 Milliarden Euro aus – damit war es das stärkste Halbjahr seit der Finanzkrise. Insgesamt kamen acht Megadeals oberhalb der eine-Milliarde-Euro-Grenze zustande – drei mehr als in 2018. Während die Transaktionspreise in die Höhe gingen, ist die Zahl der Transaktionen 2019 wieder zurückgegangen, nachdem sie zuvor fünf Jahre in Folge gestiegen war. Im abgelaufenen Jahr wurden 219 Transaktionen gezählt und damit zehn weniger als im Vorjahr. Das sind Ergebnisse einer Analyse des deutschen Private-Equity-Marktes durch das Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY.
„Die Preise für Unternehmen und Unternehmensteile sind auf einem sehr hohen Niveau“, beobachtet Michael Kunz, EY-Partner und Leiter Private Equity für Deutschland, Österreich und die Schweiz. „Daran dürfte sich auch mittelfristig nicht viel ändern – denn es gibt nicht mehr viele hochkarätige Übernahmeziele am Markt. Wer sein Portfolio stärken will, muss daher tief in die Tasche greifen. Viele Finanzinvestoren sind dazu auch bereit, da durch die anhaltende Niedrigzinsphase viel günstiges Kapital zur Verfügung steht. Zusätzlich haben Finanzinvestoren in den vergangenen Jahren deutlich mehr Branchenkenntnisse aufgebaut. Dadurch sind sie in der Lage, die Unternehmensentwicklung positiv zu beeinflussen und trotz hoher Preise eine weitere Wertsteigerung zu generieren.“
Mit 6,8 Milliarden Euro floss das meiste Geld in den Bereich Chemie. Der zweithöchste Wert entfiel mit 5,7 Milliarden Euro auf den Bereich Informationstechnologie. Die meisten Deals wurden in den Bereichen Informationstechnologie und Industrie getätigt: 49 beziehungsweise 42 Transaktionen tätigten Finanzinvestoren in diesen beiden Bereichen. Die Verkäufe deutscher Unternehmensbeteiligungen, sogenannte Exits, gingen sowohl bei der Anzahl als auch beim Wert zurück. So betrug der Gesamtwert 2019 zehn Milliarden Euro. Damit sank das Volumen das dritte Jahr in Folge und lag 31 Prozent unter dem Vorjahreswert. Gleichzeitig ging auch die Zahl der Exits um 25 Prozent auf 88 zurück. Verantwortlich dafür war vor allem das Ausbleiben großer Secondary Buyouts, also Verkäufe an andere Finanzinvestoren: Das Volumen sank um 54 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro.
„Einige Finanzinvestoren kommen mit ihrem Portfolio derzeit an ihre Grenzen“, so Wolfgang Taudte, Partner bei EY. „Zum einen waren sie in der Vergangenheit bereits sehr aktiv und sind nach wie vor damit beschäftigt, die Unternehmen in ihr Portfolio zu integrieren. Zum anderen stehen sie aber auch in einem starken Wettbewerb mit strategischen Investoren. Diese sind oft in der Lage, höhere Preise zu zahlen, weil sie mit Synergieeffekten aus dem Kauf rechnen dürfen.“
Kunz geht dennoch von einer weiterhin hohen Private-Equity-Aktivität aus: „Derzeit sind viele Verkaufsprozesse, an denen Finanzinvestoren beteiligt sind, weiterhin offen und dürften im ersten Halbjahr 2020 abgeschlossen werden. Wir erwarten daher für 2020 ein weiterhin hohes Engagement von Finanzinvestoren. Unterstützt wird das dadurch, dass sie aufgrund der gestiegenen Fondsvolumen und der niedrigen Zinsen weiterhin einen hohen Anlagedruck haben.“ (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung EY
EY (Ernst & Young) ist ein globales Netzwerk rechtlich selbstständiger und unabhängiger Unternehmen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und Unternehmens- beziehungsweise Managementberatung. Der Hauptsitz der Gesellschaft ist London.