Private Equity: Mangelnde Verfügbarkeit von Fremdfinanzierungen dämpft Transaktionsgeschehen
Europas Private-Equity (PE)-Branche blickt zunächst eher verhalten auf das laufende Jahr. So gehen knapp 60 Prozent der Experten davon aus, dass die Zahl der M&A-Deals mit PE-Beteiligung etwa auf niedrigem Vorjahresniveau liegen wird. Gründe dafür sind geopolitische Risiken sowie steigende Zinsen. Die deswegen reduzierte Verfügbarkeit von Fremdfinanzierungsmitteln wird als zentrale Stellschraube für die weitere Entwicklung gesehen. Zu diesen Ergebnissen kommt der „European Private Equity Outlook 2023“, für den Roland Berger europaweit rund 1.700 PE-Experten befragt hat.
Laut der Studie stellt sich die Situation in den verschiedenen europäischen Ländern unterschiedlich dar: Während die Experten für die nordischen Länder, Spanien und Portugal zum Teil mit einem Wachstum der M&A-Aktivitäten von mehr als zehn Prozent rechnen, sind die Aussichten für Italien, Mittel- und Osteuropa sowie Großbritannien eher pessimistisch. Für Deutschland, Österreich und die Schweiz erwarten die Befragten allenfalls ein leichtes Plus.
Nahezu alle PE-Experten bewerten die Verfügbarkeit von Fremdfinanzierungen (91 Prozent; 2022: 35 Prozent) sowie die allgemeine Wirtschaftslage (90 Prozent, 2022: 74 Prozent) als die wichtigsten Einflussfaktoren für die weitere Entwicklung im Jahr 2023. Nach Ansicht von knapp sechs von zehn Befragten haben die hohen Energiekosten und das Verbrauchervertrauen einen großen Einfluss auf die PE-Aktivitäten. Mit nur vier Prozent der Nennungen spielt die Corona-Pandemie kaum mehr eine Rolle (2022: 45 Prozent).
Primärinvestitionen, sprich Mehrheits- (44 Prozent) und Minderheitsbeteiligungen (24 Prozent), werden in Summe von über zwei Drittel der PE-Experten als wichtigste Investitionsquelle angesehen. Diese Investitionen bieten nach wie vor ein erhebliches Value-Creation-Potenzial, das für PE-Firmen zu einer Priorität geworden ist. Den stärksten Attraktivitätszuwachs verzeichnen börsennotierte Unternehmen mit 55 Prozent, gegenüber 13 Prozent im Jahr 2022. Secondary Buy-Outs werden mit 19 Prozent (2022: 60 Prozent) der Nennungen als am wenigsten relevant betrachtet.
Als attraktivste Zielbranchen gelten weiterhin Pharma & Gesundheit sowie Technologie & Software. 67 beziehungsweise 61 Prozent der Experten rechnen dort mit einer hohen Zahl von Transaktionen mit PE-Beteiligung. Neu auf Platz drei liegt der Energiebereich mit 43 Prozent – dieser lag 2022 noch auf Rang fünf hinter Business Services und Infrastruktur.
Mit Blick auf die Transaktionsvolumen, werden in den Segmenten Small-Cap (Deals von bis zu 100 Millionen Euro) und Mid-Cap (100 bis 249 Millionen Euro) die meisten Aktivitäten gesehen. Denn diese sind den Studienautoren zufolge weniger abhängig von großen externen Finanzierungen. Ferner sind 21 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Vermögenswerte fair bewertet werden (2022: acht Prozent).
Das Thema Value Creation bekommt einen immer größeren Stellenwert: 89 (2022: 54 Prozent) beziehungsweise 92 Prozent (2022: 71 Prozent) der Befragten glauben, dass es im Jahr 2023 beziehungsweise in den nächsten fünf Jahren eine wichtige oder sehr wichtige Rolle spielen wird. (DFPA/JF1)
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