Privatkundenstudie: Margendruck versus kundenorientierte Neuausrichtung
Zeb, Berater der europäischen Finanzindustrie für Strategie- und Managementfragen, hat zum 19. Mal den wirtschaftlichen Zustand und die Entwicklungen im deutschen Privatkundenbankgeschäft analysiert und daraus Implikationen für die Branche abgeleitet. Laut Analyse stagnieren die Erträge im Retailbanking mit deutschen Privatkunden aktuell bei rund 50 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Rückgang von 0,1 Prozent im Vorjahresvergleich und liegt rund neun Prozent unter dem Niveau des Jahres 2010 beziehungsweise nahezu ein Viertel unter dem Niveau der Jahrtausendwende.
Die Erträge aus dem Einlagengeschäft hätten sich aufgrund des durch die Niedrigzinsphase induzierten Margendrucks gegenüber 2010 mittlerweile mehr als halbiert. Mittelfristig sei bei fortgesetztem Niedrigzins zudem der Verlust der aktuell noch circa sieben Milliarden Euro verbleibenden Erträge in dieser Kategorie zu erwarten. Gegenläufig und damit positiv entwickelten sich die Erträge im Kreditgeschäft. Dort erwirtschaften die Banken mit Privatkunden rund 20 Milliarden Euro und damit etwa 16 Prozent mehr als zu Beginn des Jahrzehnts. Im Kreditgeschäft enthalten ist das private Konsumkreditgeschäft (inklusive Dispo), das gegenüber 2010 um 14 Prozent gestiegen ist und mehr als 25 Prozent der Privatkundengeschäftserträge ausmacht. Dennoch adressierten viele klassische Retailbanken dieses Geschäftsfeld nicht in dem Maße wie andere Geschäftszweige. Sie hielten - noch - den strategisch wichtigen Kundenzugang im Daily Banking, der durch digitale Kundenlösungen und PSD2 von neuen Wettbewerberkategorien zunehmend ins Visier genommen wird. Da derzeit mehr als die Hälfte des Privatkreditgeschäfts über klassische Vertriebskanäle jenseits von POS oder Onlinemarktplätzen abgesetzt wird, sei der Zugang zum Kunden aus dem täglichen Banking eine gute Plattform zum Ausbau des Konsumkreditgeschäfts, sowohl beim originären Neugeschäft als auch in der Umschuldung.
Zentraler Bestandteil in der Vermögensplanung privater Haushalte sei die eigene Immobilie und damit die Baufinanzierung, deren Erträge in den vergangenen fünf Jahren um über 25 Prozent angewachsen sind. In einem Markt, der generell durch steigende Immobilienpreise gekennzeichnet ist, gelang es den Banken, ihre Neugeschäftsmargen wieder auszuweiten und damit gegenläufige Entwicklungen, wie zum Beispiel steigende Anteile an Eigenkapital, zu kompensieren. Absehbare Veränderungen in der Kanalnutzung, steigende Kundenanforderungen und deutliche Effizienzsteigerungen führen künftig aber auch in diesem Geschäftszweig zu erhöhtem Konkurrenzdruck und lassen nicht unerhebliche Verschiebungen bei der Potenzialerschließung der circa sieben Milliarden Euro erwarten. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung ZEB
Die zeb.rolfes.schierenbeck.associates gmbh (ZEB) wurde 1992 gegründet und ist eine Strategie- und Managementberatungen für Financial Services in Europa. In Deutschland unterhält ZEB Büros in Frankfurt, Berlin, Hamburg, München und Münster (Hauptsitz).