Quartalsausblick Alternative Anlagen: Neue Welt für Real Assets
Ein turbulentes erstes Quartal 2023 hat auf dem Markt für alternative Anlagelösungen ein neues Kapitel eingeläutet. Der Rentenmarkt bietet inzwischen wieder ein attraktives Zinsniveau bei guten Bonitäten. Dementsprechend hatten institutionelle Investoren damit begonnen, ihre Quoten zu glätten und ihr Kapital wieder verstärkt in Fixed Income umzuschichten. Aber der Zinserhöhungszyklus ist noch nicht beendet und die unveränderten politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen bringen insbesondere jetzt viele Asset Manager weiter in Bedrängnis. Die größte Anspannung ist bei Real-Assets und dort besonders bei Immobilien zu vernehmen, heißt es in einem aktuellen Marktkommentar der Beratungsgesellschaft Dr. Hengster, Loesch & Kollegen (HKL).
Nach den vergangenen zehn Jahren war die Stimmung auf der MIPIM in Cannes in diesem März erstmalig wieder deutlich verhaltener, so HKL. Den Marktteilnehmern sei klar, dass die nächste Zeit anspruchsvoller wird und nicht jeder die kommende Phase überstehen wird. Denn Investoren sind mit dem alten Preisniveau und entsprechend niedrigen Returns momentan nicht zu gewinnen. Das gilt für klassische Immobilien genauso wie für Infrastruktur und Erneuerbare Energien. Dazu haben die hohen Zinsen im sehr Leverage-lastigen Immobiliensektor, die verschärfte Kreditvergabepolitik der Banken sowie die gestiegenen Herstellungskosten zu einer regelrechten Flaute bei Neubauprojekten geführt – sogar im Bereich Wohnen. Die gute Nachricht für Investoren: Die gesellschaftliche Nachfrage nach Wohnraum wird sicher so schnell nicht abklingen und insbesondere im Private-Debt-Bereich gibt es auch jetzt Lösungen, die kontinuierlich Renditen oberhalb der Fixed-Income-Möglichkeiten generieren. Mit Investorengeldern sei für Asset-Manager allerdings nur dann zu rechnen, sofern das Thema ESG nicht verschlafen wurde.
Nachhaltigkeit wird von institutionellen Investoren inzwischen sehr ernst genommen. Ohne Zertifizierung nach Artikel 8 oder 9 der EU-Offenlegungsverordnung gehe nichts mehr. Das habe allerdings auch zur Folge, dass kaum noch in Bestandsimmobilien investiert wird. Denn diese müssten erst teuer saniert werden und Aussichten auf höhere Mieten seien kaum gegeben. Wenige Marktteilnehmer kaufen zwar günstige Bestands-Portfolios und verkaufen sie nach erfolgtem ESG-Ausbau teuer weiter, doch der breite Markt rühre das Thema nicht an, so HLK. Die Frage, wer die vielen veralteten Wohnblöcke ESG-konform machen soll, stehe in den Sternen und habe Potenzial für das Entstehen sozialer Brennpunkte.
Der Kampf um Investorengelder wird sich laut HLK in den kommenden Quartalen noch weiter zuspitzen. Asset Manager, die auch in Zukunft erfolgreich sein wollen, werden sich noch stärker an den Bedürfnissen der Investoren ausrichten müssen. Neben Preisanpassungen werde insbesondere das Thema ESG über das Bestehen vieler Marktteilnehmer entscheiden. Und trotz der hohen Anpassungsnotwendigkeit bleibe es für Asset Manager wichtig, ihre Kernkompetenzen beizubehalten und nicht willkürlich das Segment zu wechseln. (DFPA/JF1)
Dr. Hengster, Loesch & Kollegen (HKL) ist ein auf Long Term Return spezialisierter Placement Agent. Das Unternehmen versteht sich als langfristiger strategischer Partner und Berater für institutionelle Investoren in Deutschland und Österreich.