"Renminbi besitzt 50 Prozent Aufwertungspotenzial"
Es gibt eine Diskrepanz zwischen der realwirtschaftlichen Bedeutung Chinas und der Relevanz, die die chinesische Währung in der Finanzwelt einnimmt, schreibt der Asset Manager Assenagon in einem Marktkommentar. Deren Chefvolkswirt, Dr. Martin Hüfner, meint, dass die geringe Bedeutung des Renminbis das Selbstverständnis der Staatsführung negativ berühre. Sie wäre ein Makel für ein stolzes und statusbewusstes Volk. Die Chinesen würden daher Schritte in Richtung einer stärkeren internationalen Rolle des Renminbis gehen, sagt Hüfner voraus.
China sei der größte Exporteur der Welt und die zweitgrößte Volkswirtschaft auf der Erde, heißt es im Marktkommentar. Das Reich der Mitte habe die umfangreichsten Währungsreserven aller Länder und seit zwei Jahren gehöre die Währung offiziell zu den fünf Reservewährungen der Welt. Tatsächlich sei ihre Bedeutung gering, schreibt Hüfner. Von den globalen Währungsreserven würde rund ein Prozent in Renminbi gehalten, verglichen mit 63 Prozent in US-Dollar beziehungsweise 23 Prozent in Euro. Bei der Außenhandelsfinanzierung würden aktuell zumindest 16 Prozent der chinesischen Exporte in Renminbi fakturiert. Bezogen auf den Welthandel insgesamt entspreche dies aber einem Anteil von rund zwei Prozent.
Hüfner meint, dass China seinen Geld- und Kapitalmarkt öffnen und seine Währung konvertibel werden müsse. Es könne keine internationale Reservewährung geben, die sich durch Kapitalverkehrskontrollen abschotte. Wirtschaftlich sieht Hüfner durch den künftigen Schritt für China Vorteile. Geld und Kapital würden nicht mehr staatlich gelenkt, sondern könnten dorthin fließen, wo sie den größten Ertrag bringen. Politisch sei es dagegen schwierig dies in einer zentralgeleiteten Wirtschaft umzusetzen.
Bislang werde der Kurs des Renminbis reguliert. Vor 25 Jahren sei die Währung von der damaligen Parteiführung abgewertet worden. Dies sei Teil der damaligen Industrialisierungsstrategie gewesen, erklärt Hüfner. Seit 2005 wertet der Renminbi auf. Dabei würde die Zentralbank darauf achtet, dass die Entwicklung unter Kontrolle bleibe. Der Aufstieg Chinas in der Realwirtschaft habe sich für Hüfner an den Devisenmärkten noch nicht niedergeschlagen. Die Folge sei eine Unterbewertung des Renminbis. Nach traditionellen ökonomischen Kriterien müsste der Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar aktuell nicht bei 6,3 Renminbi je US-Dollar, sondern bei etwa 3,5 liegen, betont Hüfner. Das ergebe sich aus der Kaufkraftparität, wie sie die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) berechne. Zu einem ähnlichen Ergebnis komme der sogenannte „Big Mac-Index“ des Wirtschaftsmagazins „The Economist“. Hüfners Fazit lautet, dass der Renminbi aufwerten werde. Das biete Chancen für Investoren.
Quelle: Marktkommentar Assenagon
Die Assenagon Asset Management S.A. ist ein auf die Steuerung von Kapitalmarktrisiken spezialisierter Assetmanager mit Sitz in Luxemburg und Zweigniederlassung in München. (TS1)