Retail-Investmentmarkt knackt Vorjahresbilanz, verfehlt aber den Durchschnitt
Der deutsche Retail-Investmentmarkt konnte im Jahr 2022 zwar keine Trendwende einleiten, dennoch wurde das Vorjahresresultat um gut sieben Prozent übertroffen. Im langjährigen Vergleich ordnet sich das Investmentvolumen mit knapp 9,4 Milliarden Euro jedoch immer noch gut ein Fünftel unter dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre ein. Dies ergibt die Analyse von des Immobiliendienstleisters BNP Paribas Real Estate (BNPPRE).
Während das sehr geringe Volumen im letzten Jahresabschnitt (viertes Quartal: 1,7 Milliarden Euro) dabei die erschwerten Rahmenbedingungen widerspiegelt, gibt es jedoch auch positive Signale, die für die weitere Entwicklung des Retail-Investmentmarktes sprechen: Dazu zählt in erster Linie die Bilanz im Einzeldeal-Segment, das mit fast 5,4 Milliarden Euro den höchsten Umsatz seit 2019 erzielt hat und dabei von einer insgesamt guten Anzahl an Deals profitieren konnte.
Mit insgesamt gut 3,3 Milliarden Euro erzielen die A-Standorte zwar keine überdurchschnittliche Bilanz (vier Milliarden Euro), können ihr Vorjahresresultat aber um knapp 23 Prozent toppen. Herausstechen können dabei in erster Linie Berlin und München, die sich mit rund 1,3 Milliarden Euro beziehungsweise gut 852 Millionen Euro an der Spitze absetzen. Über eine halbe Milliarde Euro wurde zudem auch in Hamburg investiert (739 Millionen Euro). Auf den Plätzen folgen Frankfurt (211 Millionen Euro), Köln (160 Millionen Euro), Düsseldorf (72 Millionen Euro) und Stuttgart (31 Millionen Euro).
Nachdem der Retail-Investmentmarkt in jüngster Vergangenheit maßgeblich durch die Fachmarktsparte geprägt wurde, ergibt sich in der Umsatzverteilung nach Objektarten erstmals wieder ein ausgeglicheneres Bild: Zwar schiebt sich der Fachmarktsektor mit gut 44 Prozent im Ranking nach vorne, umfangreiche Beiträge liefern aber auch Shoppingcenter (28 Prozent) und Geschäftshäuser (21 Prozent), die von einigen großvolumigen und zahlreichen kleineren Geschäftshäusern profitieren. Kaufhäuser kommen mit ebenfalls vielen Transaktionen in den kleineren Größenklassen auf weitere knapp sieben Prozent.
Während die Spitzenrenditen für Büro- und Logistikimmobilien schon zur Jahresmitte steigende Tendenzen aufgewiesen haben, zeichnete sich in der Retail-Sparte der Aufwärtstrend im Verlauf der zweiten Jahreshälfte ab. Dies sei laut BNPPRE vor allem auch darauf zurückzuführen, dass die Renditeentwicklung bei Premium-Einzelhandelsobjekten bereits in den vergangenen Jahren stagnierte und keine kontinuierliche Renditekompression wie im Core-Office- und Logistiksegment zu beobachten war. Aktuell stehen Berlin und München an der Spitze (jeweils 3,00 Prozent) vor Hamburg (3,15 Prozent), Frankfurt (3,30 Prozent), Düsseldorf und Stuttgart (jeweils 3,40 Prozent) sowie Köln (3,45 Prozent). Bei den weiteren Objektarten haben Fachmarktzentren im Zwölf-Monatsvergleich um 70 Basispunkte auf 4,20 Prozent angezogen, einzelne Fachmärkte gingen um 40 Basispunkte auf 4,80 Prozent nach oben und auch Shoppingcenter legten um 20 Basispunkte zu und notieren bei 4,90 Prozent.
„Der Retail-Investmentmarkt hat angesichts der geopolitischen und finanzmarktgetriebenen Unsicherheiten im Jahr 2022 ein respektables Resultat erzielt. Das gestiegene Ergebnis im Einzeldeal-Segment, die gute Anzahl der Transaktionen und die ausgeglichenere Umsatzverteilung über die verschiedenen Objektarten sind dabei als Indiz dafür zu werten, dass sich ein dynamisches Marktgeschehen nicht immer im Transaktionsvolumen ausdrückt. Darüber hinaus könnte der Retail-Investmentmarkt langfristig von den bereits während der Corona-Krise beschleunigten Transformationsprozessen im Handel mit teils umfangreichen Investitionen in Retail-Assets profitieren. Insgesamt bleibt jedoch die sich fortsetzende Preisfindungsphase als entscheidendste Marktdeterminante für den Jahresauftakt 2023 weiter bestehen“, so Christoph Scharf, Geschäftsführer von BNPPRE und Head of Retail Services. (DFPA/JF1)
Das international tätige Immobilienberatungsunternehmen BNP Paribas Real Estate S.A.S. (BNPPRE) ist eine Tochtergesellschaft der französischen Großbank BNP Paribas.