Robeco: „Antizyklisches Verhalten wird mit dem Wandel an den Märkten wieder wichtiger“
„Die schönen Zeiten der einfachen Erträge an den Kapitalmärkten sind vorüber“, meint Sander Bus, Leiter des Credit-Teams von Robeco. Nach dem Schulden-Superzyklus treten die Finanzmärkte nun in eine neue Phase ein, so heißt es in einem Marktkommentar der Fondsgesellschaft. Zwei grundlegende Veränderungen für die Kreditmärkte werden gesehen: Erstens werde die Situation in den USA langsam unerfreulich für Unternehmensanleihen. Die Neuverschuldung der Firmen beschleunige sich und die Margen haben ihre Höchstmarke überschritten. Zweitens führe die finanzielle Repression der Notenbanken zu einer steigenden Volatilität in vielen Assetklassen.
„Sollte der Zyklus umschlagen und die Unternehmensgewinne würden sinken, dann sieht die Unternehmensverschuldung plötzlich recht hoch aus“, warnt Bus. Zudem sei die amerikanische Notenbank Fed auf dem Weg zu einer strafferen Geldpolitik. „Ob diese nun im gemäßigten Tempo oder aggressiver erfolgt – die Finanzmärkte weltweit werden weiterhin mit den Steroiden der lockeren Geldpolitik gedopt. Wie werden also Investoren auf die Entwicklung reagieren?“, gibt Bus zu Bedenken. Zudem hält er es, nachdem auf dem Häusermarkt, in der Autoindustrie und auch in gewissem Maße bei den Investitionsausgaben eine Normalisierung eingetreten ist, für durchaus angebracht, sich vor dem Hintergrund eines fortgeschrittenen Wirtschaftszyklus auf eine Rezession in den USA in den nächsten zwei Jahren einzustellen.
Exzessive finanzielle Repression durch die Notenbanken hat nach Meinung des Robeco-Experten zu einer zweiten Veränderung an den Märkten geführt, deren Wirkung noch nicht voll absehbar sei: Dem Phänomen negativer Renditen. Die Suche der Investoren nach Rendite habe sich dadurch weiter erschwert, aber ebenso habe sich ihr Herdenverhalten verstärkt. Dies sei eine Erklärung für die gestiegene Volatilität auf den Währungs-, Anleihen-, und Aktienmärkten.
Eine Konsens-Positionierung an den Märkten hält Bus für gefährlich. Die Jagd nach Rendite habe die Preise für Unternehmensanleihen und Aktienbewertungen nach oben getrieben und eine Inflation der Asset-Preise ausgelöst. „Antizyklisches Verhalten bleibt unserer Ansicht nach entscheidend für den Anlageerfolg. Es wird in Zukunft vermutlich sogar noch wichtiger sein“, sagt Bus. Vor dem Hintergrund des typisch spätzyklischen Verhaltens des US-Unternehmenssektors, einer zunehmenden Volatilität und einer möglichen künftigen Rezession in den USA ließen die Kreditmarkt-Experten von Robeco eher Vorsicht walten. Die Beta-Positionierung schwanke zwischen einer leichten Übergewichtung und einer neutralen Position. „Der Hauptgrund, dass wir noch nicht untergewichtet sind, ist, dass sich die Risikoaufschläge wieder etwas ausgeweitet haben und es einfach noch nicht ausreichend konkrete Hinweise für Ausfälle oder Rezessionen auf Quartalssicht gibt“, erklärt Bus.
Ihre Favorisierung von US-Unternehmensanleihen gegenüber europäischen Titeln haben die Robeco- Experten laut Marktkommentar aufgegeben. Das Fortschreiten des US-Marktzyklus bewerten sie als ebenso wichtig wie die politischen Risiken in Europa. Daher seien beide Märkte neutral positioniert. Gegenüber den Emerging Markets seien sie nach wie vor skeptisch und halten einen Einstieg für verfrüht. Vor allem nach der jüngsten Rally seien Unternehmensanleihen aus Schwellenländern zu teuer.
Quelle: Marktkommentar Robeco
Die Fondsgesellschaft Robeco mit Sitz in Rotterdam ist seit 2013 eine Tochtergesellschaft der japanischen Investmentbank Orix. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 1.300 Mitarbeiter in 17 Ländern und verwaltet ein Vermögen in Höhe von rund 246 Milliarden Euro. (mb1)