Robeco: Selbstgefälligkeit am Anleihenmarkt
Es gibt viele Quellen möglicher Ungleichgewichte an den globalen Finanzmärkten: Hierzu zählen disruptive Schritte der Notenbanken, ein nie zuvor dagewesenes Kreditwachstum in den Schwellenländern und noch einige mehr. Die Bewertungen riskanter Vermögenswerte liegen auf hohem Niveau. Doch Fakt ist: Tatsächlich können Märkte über Jahre hinweg in einem Zustand der Selbstgefälligkeit verharren. Diese Meinung vertritt das Credit-Team der Fondsgesellschaft Robeco in einem Marktkommentar.
Dem Team sei jedoch bewusst, dass es jederzeit aus vielfältigen Gründen – und damit unerwartet – zu einer Korrektur von Ungleichgewichten kommen könne. Das erstaunlichste Maß an Selbstgefälligkeit werde in China gesehen, gemessen am Verhältnis zwischen Wirtschaftswachstum und Anstieg des Kreditvolumens. In der Volksrepublik steige das Risiko eines starken Wachstumseinbruchs mit deflationärer Wirkung.
Die Konjunkturabschwächung in den USA könnte vorübergehender Natur sein. Nachdenklich stimmten das Team allerdings einige Frühindikatoren, die auf eine Wachstumsabschwächung hindeuten könnten. Die sinkenden Unternehmensgewinne und Margen, die flacher werdende Zinskurve oder der sehr schwache Investitionszyklus zeigten, dass die aktuelle wirtschaftliche Expansion anfällig ist. Sorgen bereite auch die steigende Einkommensungleichheit in den USA. In der Vergangenheit hätten sich Volkswirtschaften, die auf Chancen statt auf Ergebnisgleichheit achten, besser entwickelt als Systeme, in denen es eine unüberwindbare Kluft zwischen „Wohlhabenden" und „Geringverdienern" gibt. Diese Überproduktion an Eliten scheine sich in der US-Gesellschaft fest verankert zu haben und erkläre zum Teil die zweite Sorge: Die Kreditvergabe an Kunden mit geringer Bonität („Subprime") befinde sich wieder im Aufwind. Haushalte mit niedrigem bis mittlerem Einkommen hätten Schwierigkeiten, ihre Schulden zu bedienen.
Auch wenn die Erholung der US-Wirtschaft noch hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibe, gebe es einige gute Nachrichten: Die Unternehmenserträge seien überraschend stark gestiegen, die Banken machten nach wie vor sehr gute Gewinne und der Arbeitsmarkt sei robust. Auch wenn vorerst nichts auf eine unmittelbar bevorstehende Rezession hindeute, hält das Team sie in den kommenden zwei Jahren für wahrscheinlich.
Die Bewertungsniveaus am Anleihenmarkt hätten sich erhöht. Im Hochzinssegment bewegten sich die Renditeaufschläge („Spreads") gemessen an der Historie inzwischen in das erste und damit teuerste Quartil hinein. Investment-Grade-Unternehmensanleihen und Emerging-Markets-Papiere seien noch im Rückstand, ihre Spreads liegen knapp unterhalb des Medianwerts. Die Vergangenheit zeige: solche Bewertungsniveaus können über Jahre fortbestehen. Daher bestehe kein Anlass zur Panik, Anleger sollten lediglich vorsichtiger sein. Für Robeco seien ausgewählte Segmente des globalen Markts für Unternehmensanleihen attraktiv, zum Beispiel europäische Finanzinstitute und Versicherungen.
Quelle: Pressemitteilung Robeco
Die Fondsgesellschaft Robeco mit Sitz in Rotterdam ist seit 2013 eine Tochtergesellschaft der japanischen Investmentbank Orix. Das 1929 gegründete Unternehmen verwaltet in der Gruppe ein Vermögen in Höhe von rund 269 Milliarden Euro. (Stand: 30. Juni 2016) (mb1)