Rohstoffpreisindex: Zwölfjahrestief zum Jahresbeginn
Der Rohstoffpreisindex des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) beginnt das Jahr 2016 mit einem neuen Tiefstand. Im Januar fiel der Gesamtindex auf Dollarbasis um weitere 12,5 Prozent (in Euro: minus 12,4 Prozent) und erreichte damit seinen geringsten Stand seit Februar 2004. Der Index für Energierohstoffe sank um 16,5 Prozent (in Euro: minus 16,5 Prozent), aber auch der Index ohne Energie fiel im Januar um 1,6 Prozent (in Euro: minus 1,5 Prozent). Industrierohstoffe verbilligten sich um minus 0,8 Prozent (in Euro: minus 0,7 Prozent). Auch die Preise von Nahrungs- und Genussmitteln kamen im Januar unter Druck. Der zugehörige Index sank um 3,1 Prozent (in Euro: minus 2,9 Prozent).
Der Ausverkauf an den Ölmärkten hielt im Januar an. Der Preis für die Referenzsorte Brent fiel um 18,2 Prozent auf durchschnittlich 31,9 US-Dollar pro Barrel. Das Pendant aus den USA, West Texas Intermediate (WTI), notierte im Januar um 14,6 Prozent geringer bei 31,8 US-Dollar pro Fass und der Preis für Öl aus dem Nahen Osten verringerte sich um 19,5 Prozent auf 27,8 US-Dollar pro Barrel. Im Verlauf des Januars waren die Preistrends aber nicht durchgängig abwärts gerichtet: Zunächst sackte der Preis pro Fass Brentöl zur Monatsmitte auf unter 28 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit über zwölf Jahren. Darauf folgte eine Preiserholung auf 35 US-Dollar pro Barrel zum Monatsende. Der Ölmarkt befindet sich weiterhin in einem enormen Angebotsüberhang, der die Preise belastet. Laut HWWI sei für die weitere Preisentwicklung entscheidend, wie und wann sich die Angebotsseite anpasst. Es gebe vermehrt Initiativen einiger Förderländer, die großen Fördernationen wie Saudi-Arabien und Russland zu gemeinsamen Produktionskürzungen zu bewegen, um die Preise zu stützen. Gerüchte über entsprechende Treffen waren infolgedessen für die Preissteigerungen ab Monatsmitte verantwortlich. Die Wahrscheinlichkeit solch einer koordinierten Maßnahme sei jedoch bei den unterschiedlichen Interessenlagen nur schwer einzuschätzen. Bliebe ein derartiger ölpolitischer Eingriff aus, ist aus Sicht des HHWI ein auch mittelfristig niedriger Ölpreis das wahrscheinlichere Szenario.
Die Preise für Industrierohstoffe gaben im Januar weiter nach und notierten damit weiterhin auf einem Niveau, das zuletzt in der Hauptphase der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09 erreicht wurde, so das HWWI. Nicht-Eisen-Metall-Preise gaben im Januar erneut in der Breite nach. Der Kupferpreis sackte um 3,5 Prozent ab, Nickel gab um 2,4 Prozent nach und Zinn verbilligte sich um durchschnittlich 6,3 Prozent. Dem HWWI zufolge drücke die globale Überversorgung weiterhin die Preise an den Metallbörsen. Zusätzlich belaste der ins Stocken geratene Wachstumsmotor China, welcher der Industrie über die vergangene Dekade hinweg steigende Nachfrage und hohe Preise beschert habe. Einzig der Eisenerzpreis sowie der Preis für Stahlschrott konnten im Januar Preissteigerungen verbuchen. Der Preis für in Tianjin angelandetes Eisenerz stieg im Monatsdurchschnitt um 4,5 Prozent. Dieser jüngste Preisanstieg scheint für das HWWI unter Anbetracht des enormen Angebotsüberhangs im Markt nicht von Dauer.
Quelle: Pressemitteilung HWWI
Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut gemeinnützige GmbH (HWWI) ist ein unabhängiges wirtschaftswissenschaftliches Forschungsinstitut. (JF1)