Rohstoffreport: Verschnaufpause bei Edelmetallen
„Der Bloomberg Rohstoffindex notiert auf Jahressicht mit zehn Prozent im Plus. Allerdings schwächelten die Rohstoffe in den vergangenen Wochen, was insbesondere am Energiesektor zu beobachten war. Die Rallye bei Öl und Gas hat insgesamt an Schwung eingebüßt“, sagt Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Saxo Bank. Wochensieger mit großem Abstand war Baumwolle, die zusammen mit Arabica-Kaffee für eine starke Woche bei Soft Commodities gesorgt hat.
Edelmetalle hingegen gönnten sich eine Verschnaufpause. Der Goldpreis gab erstmals seit sieben Wochen nach. Das Ergebnis des Brexit-Referendums hätte zunächst die Nachfrage nach Edelmetallen befeuert, allerdings würden die Treiber hinter dieser Entwicklung allmählich an Wirkung verlieren und es käme zu einer notwendigen Konsolidierung. „Die Preiskorrektur fällt bisher relativ klein aus. Der Goldpreis fand unmittelbar bei der Marke von 1.328 US-Dollar pro Feinunze Unterstützung - was 38,2 Prozent der ursprünglichen Post-Brexit-Rallye entspricht. Sollte die Hauptunterstützungsmarke um 1.300 US-Dollar pro Feinunze jedoch unterschritten werden, ist eine Abwärtsbewegung bis auf 1.275 US-Dollar pro Feinunze möglich“, sagt Hansen. Angesichts mangelnder Dynamik bei Gewinnmitnahmen – seit Mai haben Investoren immer mehr Longpositionen aufgebaut – bliebe die grundsätzliche Nachfrage nach Gold aber stark. „Es bräuchte eine größere Preiskorrektur als die derzeit zu beobachtende, um Investoren von ihrer bullischen Überzeugung abzubringen“, sagt Hansen. Im Vergleich dazu konnten Industriemetalle aufgrund der gestiegenen Erwartungen bezüglich neuer Geldspritzen der Notenbanken zulegen. Zudem gäbe es Anzeichen dafür, dass sich die chinesische Wirtschaft im zweiten Quartal etwas stabilisiert habe.
Die Rohölpreise, die vor fünf Wochen ein neues Jahreshoch erreichten – und damit ihren Kurs im Vergleich zu Jahresbeginn fast verdoppelten – beendeten die jüngste Woche fast unverändert. Zwischenzeitlich sorgten kurzfristige und langfristige Preisprognosen für reichlich Volatilität. „Erschwerend kommt hinzu, dass der Höhepunkt der Urlaubszeit bevorsteht. Angesichts zusehends verwaister Handelsplattformen ist mit Liquiditätsprämien zu rechnen“, sagt Hansen. Der derzeit stattfindende Gleichgewichtsprozess, der noch im Mai zusätzlich von Versorgungsstörungen gestützt wurde, habe sich in der Zwischenzeit verlangsamt. „Derzeit ist der Markt hin und hergerissen zwischen schwachen kurz- und starken langfristigen Fundamentaldaten“, sagt Hansen. Dennoch wirkten sich Letztere positiv auf die Preisstabilität aus. Es bestehe kein Zweifel, dass sich die Investitionslücke in der Ölindustrie weiter vergrößern würde, sollte Öl für längere Zeit unter 50 US-Dollar pro Barrel gehandelt werden. „Je länger es dauert, das Angebotsüberhang abzubauen, desto größer wird das Risiko einer deutlichen Preiskorrektur“, sagt Hansen abschließend.
Quelle: Saxo Bank Rohstoffkommentar
Die Saxo Bank mit Sitz in Kopenhagen ist eine globale Investmentbank, die sich auf Online-Trading und -Investment spezialisiert hat. Sie ermöglicht privaten Anlegern und institutionellen Kunden über ihre Online-Tradingplattformen den Handel mit Devisen, CFDs, börsengehandelten Fonds, Aktien, Futures, Optionen und anderen Derivaten. Darüber hinaus bietet das 1992 gegründete Unternehmen Portfolio- und Kapitalmanagement an. (mb1)