"Rotation an den Märkten verzögert den Wandel des DAX"
Wenn die Zusammensetzung des DAX im März regulär überprüft wird, sind Veränderungen zu erwarten, die sinnbildlich für das gegenwärtige Bild an den Märkten stehen, schreibt Marc Decker im aktuellen Marktkommentar „Blitzlicht“. Decker ist stellvertretender Leiter Aktien bei der Quintet Private Bank, der Muttergesellschaft der Privatbank Merck Finck.
Laut Decker wird der Essenslieferdienst Delivery Hero nach dem Kurseinbruch der vergangenen Wochen voraussichtlich aus dem DAX ausscheiden. Im Gegenzug dürfte die erst kürzlich abgespaltete LKW-Sparte des Daimler-Konzerns, Daimler Trucks, in die erste deutsche Börsenliga aufsteigen. Damit folgt ein Value-Titel auf eine Wachstumsaktie, passend zur derzeitigen Strömung an den Märkten, in der wachstumsorientierte Firmen teils unter Druck stehen und die eher traditionellen Geschäftsmodelle bei Anlegern vermehrt beliebt sind, so Decker. Auch HelloFresh könnte noch ein Abstieg drohen. Angezählt seien auch Beiersdorf und Qiagen, wohingegen Hannover Rück im MDAX in Lauerstellung bleibe.
Dass die Zusammensetzung von Börsenindizes auch Markttrends folgt, liegt in der Natur der Sache, so Decker. Bei vielen Börsenindizes wie dem DAX sei die Marktkapitalisierung der frei handelbaren Aktien ein entscheidendes Kriterium für die Indexmitgliedschaft. Wenn also Aktien einer bestimmten Branche oder Kategorie Kursrückschläge einstecken müssen und an Börsenwert verlieren, dann sinkt auch ihr Gewicht im Index oder sie müssen den Index ganz verlassen. Indizes und alle Investoren, deren Anlage stark an Indizes orientiert ist, verhalten sich damit per Definition ein Stück weit prozyklisch. Dies sollten sich Anleger bewusst machen, meint Decker.
Im Falle des DAX lege der „Verlust“ einer Wachstumsaktie – so sinnvoll und nachvollziehbar er im konkreten Fall sein mag – allerdings auch den Finger in eine Wunde. Der deutsche Aktienmarkt und insbesondere der DAX als Leitindex seien ohnehin stark durch Value-Titel mit traditionellen Geschäftsmodellen geprägt. Mit der DAX-Reform im vergangenen Jahr hatte der Index einen kleinen Schritt von einem Dividendenindex zu einem Wachstumsindex gemacht. Diesen Wandel werde die Rotation an den Märkten nun erst einmal abwürgen.
„Der DAX hält viele gesunde Unternehmen bereit, an denen Anleger viel Freude haben können. Gerade Dividendenjäger können auf ihre Kosten kommen. Daran ist nichts Schlechtes. Für die langfristige Attraktivität des deutschen Aktienmarktes braucht es jedoch auch wachstumsstarke Unternehmen aus Zukunftsbranchen. Diese bleiben Mangelware. Die bevorstehenden Veränderungen des Index verschlimmern dieses Problem nicht substanziell, aber sie sind ein weiteres Signal dafür“, so Decker abschließend. (DFPA/JF1)
Merck Finck a Quintet Private Bank (Europe) S.A. branch hat ihren Sitz in München. Mit Mitarbeitern an 16 Standorten in ganz Deutschland verwaltet sie rund zehn Milliarden Euro an Kundengeldern. Merck Finck ist Teil des Privatbankverbunds Quintet Private Bank (Europe) S.A. (vormals KBL European Private Bankers) in Luxemburg.