Schattenbörsen beunruhigen auch große Marktteilnehmer
Das Onlineformat der Tageszeitung Die Welt veröffentlichte unlängst einen Artikel zum anonymen Parallelhandel mit Aktien und den Gefahren, die von den Millionendeals hinter verschlossenen Türen für den Gesamtmarkt ausgehen. Ist eine gesetzliche Regulierung dieser Marktplätze überfällig?
Der größte Teil des deutschen Aktienhandels findet nach Informationen der Tageszeitung Die Welt mittlerweile an nicht öffentlichen Plätzen statt. In sogenannten Dark Pools wird im großen Stil gehandelt. Zugang zu diesen Pools haben nur Großanleger, die dort unter sich sein wollen, um sich nicht vom öffentlichen Markt in die Kurse pfuschen zu lassen.
Eigentlich keine durchweg schlechte Idee, denn Marktmanipulationen, die fundamentale Werte von Unternehmen, Rohstoffen oder Währungen vollkommen außer Acht lassen, sind in der Regel auch nicht im Sinne seriöser Großanleger. "Wir bekommen immer mal wieder Aufträge von unseren Fondsmanagern, für einen ihrer Fonds so viele Stücke einer Aktie zu kaufen oder zu verkaufen, dass dies dem gesamten Handelsvolumen eines Tages in diesem Wert entspricht", wird Christoph Mast, Leiter des Handels bei Allianz Global Investors (AGI), online von der Tageszeitung Die Welt zitiert. "Unsere Kunst besteht dann darin, dies so umzusetzen, dass es den Markt möglichst nicht beeinflusst", so Mast dort weiter.
Die Regeln in den Dark Pools sind jedoch mittlerweile aus dem Ruder gelaufen. Selbst den Nutznießern der Schattenbörsen wird die Sache unheimlich. Sie rufen nach dem Gesetzgeber und stärkerer Regulierung, zumal ein Kollaps in den Dark Pools unabsehbare Folgen auch für institutionelle Investoren hätte - und sogar eine neue Krise auslösen könnte.
Bekannt wurde kürzlich, dass die Barclays Bank eines der wichtigsten Gebote des exklusiven Netzwerks für Großanleger missachtet hatte: Sie ließ in dem Pool sogenannte Hochfrequenzhändler mitmischen. Dabei handelt es sich um Computer, die den Aktienmarkt beständig nach Zeichen außergewöhnlicher Aktivitäten durchkämmen. Sie bedienen sich dazu komplizierter Algorithmen – und verwandeln dabei auch die exklusiven Handelsplätze der großen institutionellen Akteure zu einem Casino mit unabsehbaren Kursentwicklungen.
Rund 50 solcher Handelsplätze gibt es heute in den USA, in Europa sind es etwa 30. Und zwischen ihnen herrscht inzwischen ein solch harter Konkurrenzkampf, dass es zu Auswüchsen kommen konnte. Auch die Beteiligten, denen die Dark Pools eigentlich zugutekommen, sind daher mittlerweile für eine stärkere Regulierung. Das gilt auch für Christoph Mast von AGI: "Der Großteil des Aktienhandels sollte wieder an die öffentlichen Börsen zurückgelenkt werden", fordert der Leiter des AGI-Handels online bei Die Welt.
Quelle: Die Welt (www.welt.de)