Schifffahrtsmarkt-Kommentar: Containerschiffe voll ausgelastet
Die Containerschifffahrt arbeitet weiterhin am Kapazitätslimit. Bis sich die Lage entspannt, dürfte es noch eine Weile dauern. Zwar ist das Auftragsbuch für Schiffe stark angewachsen. Doch aufgrund der langen Lieferzeiten für Schiffe ist erst ab Mitte 2023 mit deutlichen Effekten auf der Angebotsseite zu rechnen. Das schreibt der Hamburger Asset- und Investment-Manager Ernst Russ in seinem „Schifffahrtsmarkt-Kommentar Q1/2022“.
Ein Blick auf die Marktindikatoren in der Containerschifffahrt lasse keinen Zweifel zu: Die gesamte Flottenkapazität ist voll ausgelastet. Kommerzieller Leerlauf von Tonnage ist ein Ding der Vergangenheit. Alle Reserven sind ausgeschöpft - auch im Trampsegment der Flotte. Charterer sind häufig gezwungen, extrem weit im Voraus zu planen, um sich eins der wenigen verfügbaren Schiffe zu sichern. Neubauten aus den Werften könnten die Lage entspannen.
Derzeit umfasse das Auftragsbuch über 750 Schiffe mit einer Gesamtkapazität von sechs Millionen TEU. Dem stehe eine in Fahrt befindliche Gesamtkapazität von 24,9 Milliarden TEU gegenüber. Das Verhältnis von Auftragsbestand zu Flotte beträgt somit 24,9 Prozent - das sei im historischen Vergleich für den Containerschiffsektor immer noch ein geringer Prozentsatz, so Ernst Russ. In absoluten Zahlen ist der Markt aber nur noch 800.000 TEU vom Allzeithoch von 6,8 Mio. TEU im Juli 2008 entfernt. Damals lag die relative Größe bei 58 Prozent.
Es lasse sich erkennen, dass die Auslieferungsraten ab dem zweiten Quartal 2023 zunehmen und im ersten Halbjahr 2024 ihren Höhepunkt erreichen werden. „Es wird also höchstwahrscheinlich bis zum zweiten Quartal 2023 dauern, dass die Schiffsablieferungen zum ersten Mal das Nachfragewachstum übersteigen. Diese Kluft könnte über die folgenden drei oder vier Quartale noch größer werden. Dennoch sind wir überzeugt, dass positive Auswirkungen auf die Tonnageverfügbarkeit und die Lieferketten erst mit einer Verzögerung zu spüren sein werden“, so Ernst Russ. (DFPA/TH1)
Die Ernst Russ-Gruppe ist ein börsengehandelter Asset‐ und Investment-Manager mit Schwerpunkt auf der Assetklasse Schiff. Derzeit betreut die Unternehmensgruppe eine Flotte von 28 vollkonsolidierten Schiffen. Der Fokus liegt dabei auf Containerschiffen der Größenklassen zwischen 700 und 6.600 TEU.