Schroders: Zinskurve signalisiert keine Rezession
Die US-Renditekurve hat sich in diesem Jahr verflacht. Das geschieht nicht unerwartet, da flachere Renditekurven häufig mit Straffungszyklen der Notenbank einhergehen, schreibt der Vermögensverwalter Schroders in einem Marktkommentar. Eine flachere US-Renditekurve würde häufig mit einer bevorstehenden Abkühlung des Wirtschaftswachstums in Verbindung gebracht. Nach Einschätzung von Schroders ist die jüngste Abflachung der Renditekurve kein Vorbote eines schwächeren Wachstums in den USA.
Lisa Hornby, US Fixed Income Portfolio Managerin bei Schroders, begründet die Markteinschätzung mit folgenden Argumenten: „Sowohl die absoluten als auch die realen Zinsen sind nach wie vor sehr niedrig, Liquidität ist weiterhin ausreichend vorhanden und der robuste Zustand des Bankensystems in den USA deutet darauf hin, dass Kredite weiterhin allgemein verfügbar sein werden. Außerdem geht die US-Notenbank Fed verglichen mit manchen Zinsstraffungszyklen in der Vergangenheit bei der Straffung weiter relativ behutsam vor. Gleichwohl deuten weitere Faktoren darauf hin, dass sich die Abflachung der Renditekurve verlangsamen und in den nächsten Quartalen sogar in eine leichte Versteilerung übergehen wird.“
„Wir gehen davon aus, dass das Anleiheangebot angesichts der Beendigung der lockeren Geldpolitik in den nächsten Quartalen deutlich steigen wird. Das dürfte eine Normalisierung, einen Anstieg, der Laufzeitprämien weltweit zu Folge haben“, meint Hornby.
Auch fiskalpolitische Veränderungen könnten einen Anstieg der langfristigen Zinsen zur Folge haben – insbesondere fremdfinanzierte Programme, durch die sich das Angebot an US-Staatsanleihen erhöhe, schreibt Schroders. Wenngleich Washington Pläne für eine expansive Fiskalpolitik hat, erwartet der Markt, dass diese weitgehend durch US-Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit und nicht durch Anleihen mit langer Laufzeit finanziert wird. Sollte das US-Finanzministerium die Emission von Papieren mit langer Laufzeit unerwartet erhöhen, um diese expansivere Fiskalpolitik teilweise zu finanzieren, könnte sich nach Prognose von Schroders die Kurve der US-Staatsanleihen steiler werden.
Zudem könnten Veränderungen beim Mandat der US-Notenbank Fed einen Einfluss auf die Renditekurve haben, heißt es. Derzeit verfolge die US-Notenbank Fed zwei Ziele: das Maximieren der Beschäftigung und eine anhaltend stabile Inflation. Sie habe sich eine Preisinflation von zwei Prozent zum Ziel gesetzt; allerdings hat sie Probleme, dies zu erreichen. Infolgedessen wurde von Zeit zu Zeit zur Debatte gestellt, das Inflationsziel zu erhöhen, oder zuzulassen, dass die Inflation dauerhaft über dem Ziel liegt, um das Preisverhalten zu beeinflussen.
Hornby fasst zusammen: „Wir wären vorsichtig, zu viel in die flachere diesjährige Renditekurve hineinzuinterpretieren.“
Quelle: Marktkommentar Schroders
Schroders ist eine unabhängige Vermögensverwaltung mit Sitz London. Das 1804 gegründete Unternehmen beschäftigt weltweit über 4.100 Mitarbeiter in 41 Niederlassungen und betreut ein Vermögen von 476,3 Milliarden Euro für private und institutionelle Anleger. (Stand: 30. Juni 2017). (TS1)