Schweizerische Nationalbank hebt Euro-Mindestkurs auf
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro aufgehoben. Gleichzeitig senkte sie den Zins für Guthaben auf Girokonten, die einen bestimmten Betrag überschreiten um 0,5 Prozentpunkte auf minus 0,75 Prozent. „Das ist ein überraschender Schritt der SNB“, kommentiert Dirk Aufderheide, Chief Currency Strategist Active der Deutschen Asset & Wealth Management (Deutsche AWM).
„Die Zentralbank hat erkennen müssen, wie schwer es ist eine solche Marke zu halten und nun das Ende mit Schrecken statt den Schrecken ohne Ende gewählt. Denn die SNB ist schon seit langem einer der größten Eurokäufer und hat das Geld unter anderem in Euro-Staatsanleihen investiert“, so Aufderheide. Und weiter: „Angesichts der zu erwartenden EZB-Politik hätte die SNB das zu stark zunehmenden Preisrisiken der Währungsreserven fortsetzen müssen. Sie hätte aber auch eine sanftere Abkehr wählen können, etwa über eine Bindung an einen Währungskorb. Der völlige und abrupte Rückzug erscheint aktuell kontraproduktiv für die EZB.“
Aufderheide bezeichnet den Schritt der SNB auch als Befreiungsschlag. Sie könne sich nun wieder auf ihr geldpolitisches Mandat und die Makroökonomie konzentrieren. Die Frage sei nun, was das für die Realwirtschaft bedeute. „Der strake Ölpreisverfall zusammen mit ,flash crash‘-Aufwertung des Franken birgt eine sehr große Deflationsgefahr. Die Schweizer Unternehmen verlieren stark an Wettbewerbsfähigkeit. Und in der Finanzindustrie könnte es einige Investoren auf dem falschen Fuß erwischt haben. Auf das Vertrauen in Zentralbanken eine Anlagestrategie aufzubauen, ist hochproblematisch“, so Aufderheide. Und natürlich stelle sich nun die Frage: „Wie vertrauenswürdig sind Zentralbanken?“
Quelle: Marktkommentar Deutsche AWM
Deutsche Asset & Wealth Management (Deutsche AWM) ist der Geschäftsbereich Vermögensverwaltung der Deutsche Bank-Gruppe. Er beschäftigt 6.000 Mitarbeiter in 35 Ländern und verwaltet ein Vermögen in Höhe von einer Billion Euro. (Stand: 30. September 2014) (jpw1)