Sentix: Deutlicher Anstieg der Risikoneigung
In den vergangenen Tagen haben die Aktienmärkte nochmals Schwung geholt und ihre Erholungsbewegungen, die Mitte März auf dem Höhepunkt der Corona-Krise begann, ausgebaut. Diese Kursrally fällt zusammen mit einem saisonal typisch positiven Zeitfenster, nämlich der ersten Juli-Hälfte. Geht der Aufschwung weiter oder folgt doch die übliche Sommer-Korrektur? Dieser Frage ging das Beratungsunternehmen Sentix nach und analysierte verschiedene Sentix-Indizes.
Je nach Index liegt der saisonale Höhepunkt zwischen dem 15. Juli und dem 31. Juli. Die Monate August und September zeichneten sich dagegen durch eine unterdurchschnittliche Entwicklung, bei einigen Indizes wie dem DAX durch fallende Kurse aus.
Die beiden größten Kursstützen der vergangenen Monate, die schlechte Stimmung und eine Unterinvestierung der Anleger, hätten ihre Hauptkraft verloren. In beiden Fällen messe Sentix in den entsprechenden Indizes eine neutrale Lage. Dies bedeute nicht, dass sich sofort Kursrisiken einstellen müssen. Der Markt benötigt aber neue Käufergruppen für einen weiteren Anstieg. Ein steigendes Grundvertrauen wäre ein Hinweis auf solche neuen Käuferschichten. Doch dort mangele es an einer Indikation.
Vielmehr werde eine deutliche gestiegene Risikofreude der Anleger gemessen. Der Sentix-Risiko-Aversions-Index sinkt auf 0,9 Standardabweichungen. Dies sei die geringste Risikoabneigung in diesem Jahr. Während also die Portfolien relativ neutral ausgerichtet sind, sind die Portfoliobestandteile laut Analyse vergleichsweise offensiv bestückt. Vor allem Wachstumswerte stehen laut Sentix bei den Investoren aktuell hoch im Kurs. Der entsprechende Sub-index steigt auf plus 2,25 Punkte. Das sei der höchste Wert seit 2007.
Aber auch an einem anderen Sentix-Index lasse sich die Risikofreude ablesen. Die seit Jahren dominante Präferenz für Dividenden, welche im Zuge des globalen Zinsverfalls bei den Anlegern Einzug gehalten hat, sei seit Ausbruch der Corona-Krise wie weggewischt. Es könne sein, dass dies in Anbetracht sinkender Dividenden oder gar des völligen Ausfalls von Dividenden, wie beispielsweise bei Bankaktien, irgendwie folgerichtig erscheine. Doch im Allgemeinen sei eine Präferenz für Kursgewinne gegenüber Dividenden eher Ausdruck eines spekulativen Anlageverhaltens. Und es mute doch etwas verwegen an, einerseits die Möglichkeiten nachhaltig geringerer Dividenden zu erwarten und andererseits auf die Kompensation durch Kursgewinne zu setzen. Ganz so, als gäbe es keinen fundamentalen Grund für den Entfall beziehungsweise die Kürzung von Dividenden.
Die sich wieder ausbreitende Risikofreude komme kalendarisch zur Unzeit. Jeden Anflug von bullischem Sentiment sieht Sentix vor dem Hintergrund des nun für rund 60 Handelstage negativen Saisonprofils deshalb eher kritisch. Die aktuelle Nachrichtenlage mit der Einigung der EU-Regierungschefs auf das milliardenschwere Corona-Hilfsprogramm könne sich als Abschluss der rund drei Monate dauernden Aufwärtsentwicklung entpuppen. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung Sentix
Die Sentix GmbH ist ein auf Anlegerverhalten und Anlegerpsychologie spezialisiertes Beratungsunternehmen mit Sitz in Limburg an der Lahn. Die Basis bildet eine unabhängige Investorenbefragung. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als führenden, unabhängigen Anbieter von Stimmungsindizes und verhaltensorientierten Daten in Europa.