"Sorgen um Italiens Wirtschaft und Staatsfinanzen wachsen"
Bei langlaufenden italienischen Staatsanleihen bleibt laut Asset Manager Aramea Vorsicht angeraten. Italien hat gewählt – und wie erwartet ist die nationalistische Partei Fratelli d’Italia um ihre Vorsitzende Georgia Meloni stärkste Kraft geworden.
„Aufgrund der Zerstrittenheit des linken Lagers in Italien sowie des italienischen Wahlsystems, das Bündnisse bevorzugt, war die Frage nicht, ob das rechts-konservative Lager gewinnt – sondern nur wie hoch“, sagt Felix Herrmann, Chefvolkswirt und Portfoliomanager bei Aramea Asset Management.
Das bedeute aber nicht, dass die Anleger einen solchen Ausgang mit Freude zur Kenntnis nehmen. „Noch vor einem Jahr erreichte der Spread, also der Renditeabstand, zwischen italienischen und deutschen Anleihen den niedrigsten Wert seit 2015 – dank Mario Draghi“, erinnert Herrmann. Seine Zusagen, die notwendigen Reformen umzusetzen, um Gelder aus dem EU-Wiederaufbaufonds zu erhalten (Italien sollte zum größten Nutznießer des Hilfsfonds werden), hätten Investoren in Scharen in Italien einfallen fallen.
Zuletzt erfolgte laut Herrmann jedoch die Kehrtwende: „Ökonomisch steht Italien mit dem Rücken zur Wand. Die Energiekrise trifft das Land ähnlich hart wie Deutschland, wenn nicht sogar härter. Außerdem sorgen sich die Investoren vor dem, was der Politikwechsel für Italiens Wirtschaft sowie die Nachhaltigkeit der Staatsfinanzen zukünftig bedeuten könnte.“
Unberechtigt seien die Sorgen nicht. „Die neue Regierung plant, die Belastungen für Haushalte und Unternehmen zu senken. Geringere Steuern – also das Gegenteil von dem, was Draghi vorhatte – werden Italiens ohnehin schon beachtlichen Schuldenberg weiter ansteigen lassen“, betont der Volkswirt. Solange das Nominalwachstum in Italien dank einer hohen Inflation hoch ist, könne die Rechnung aufgehen. „Wenn sich die Inflation jedoch wieder Richtung Süden orientiert, könnte es mit der derzeit noch gut handhabbaren Tragfähigkeit der Schulden nicht mehr so weit her sein. Abermals steigender Druck auf italienische Spreads wäre die wohl unweigerliche Folge“, so Herrmann abschließend. (DFPA/JF1)
Die Aramea Asset Management AG ist ein Asset Manager mit Sitz in Hamburg. Das 29-köpfige Aramea-Team verwaltet circa fünf Milliarden Euro in Publikums- und Spezialfonds sowie in Vermögensverwaltungsmandaten. Der Kundenkreis umfasst Sozialversicherungsträger, Verbände, Stiftungen, Versicherungen, Banken, Unternehmen, kirchliche Einrichtungen, Family Offices, Dachfonds und Vermögensverwalter.