Starcapital zu Aktienmärkten "Es gibt auch Partys an denen man nicht teilnehmen muss"
„Die Aktienmärkte haben am Jahresanfang 2018 nahtlos an die Rally des Vorjahres angeknüpft. Dennoch sind viele Aktienauguren nur verhalten optimistisch und sehen den Haussezyklus seinem Ende entgegengehen. Ist es nun an der Zeit, die Party an den Börsen zu verlassen, ehe die Musik aufhört zu spielen?“, fragt Dr. Manfred Schlumberger, Co-Leiter des Portfoliomanagements der Starcapital, im Monatsbericht Starinvest. Um die Frage zu beantworten, betrachten die Experten von Starcapital Gewinnentwicklung und Zinsen, die zwei wichtigsten Einflussfaktoren auf den Aktienmarkt.
Weltweit habe sich die anziehende Konjunktur, die durch ansteigende private Investitionen und deutlich zunehmenden Konsum getragen wird, in zweistelligen Zuwachsraten der Unternehmensgewinne niedergeschlagen. Zwar seien die aktuellen Zahlen kaum steigerungsfähig, dennoch könnte die Steuerreform in den USA die Gewinne noch weiter ansteigen lassen. Die Kehrseite des starken Wachstums seien anziehende Inflation und steigende Zinsen, wonach es derzeit aussähe. Schlumberger rechnet in Folge der Vollbeschäftigung, steigender Einkommen, dadurch auch wachsenden Konsums in Nordamerika, mit dem Anstieg der Kerninflation im kommenden Frühjahr auf über zwei Prozent. Er geht daher davon aus, dass die Fed die Leitzinsen in diesem Jahr auf zwei Prozent anheben wird, was die Renditen für zehnjährige US-Treasuries auf über drei Prozent anziehen lässt. Zudem könne man davon ausgehen, dass die Zentralbanken weltweit ihre Anleihen-Kaufprogramme um mehr als 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr reduzieren werden. Unbemerkt von vielen Marktteilnehmern habe sich die Zinswende, nicht zuletzt wegen der anziehenden Rohstoffpreise bereits vollzogen.
Zinsanstiege haben grundsätzlich keine positive Auswirkung auf Aktienmärkte, jedoch lassen die hohen Staatsschulden, nach Einschätzung der Experten, keine dramatischen Erhöhungen zu, die den Aktienmärkten den Garaus machen könnten. Die neue Normalität liegt bei drei Prozent und nicht bei sechs Prozent. Der Oberurseler Vermögensverwalter rechnet mit der Rückkehr eines Phänomens, temporär dramatisch steigende Volatilität.
„Die ‚buy-the-dip‘-Mentalität vieler Anleger wird vermutlich in ihren Grundfesten erschüttert, und die Risikomanager werden wieder ihr ‚prozyklisches‘ Werk verrichten“, vermutet Schlumberger. Er weiß, dass ein weiterer gesunder und nachhaltiger Aktienmarktanstieg größere Korrekturen erfordert - wann und wie das geschehe, sei freilich nicht vorhersehbar. Davor sind jedoch sowohl in den USA als auch in Deutschland neue Höchststände möglich. Deshalb empfiehlt der Antizykliker, aktuell ausreichend Liquidität vorzuhalten, um Opportunitäten schnell nutzen zu können.
Aufgrund des Reflationierungstrends in der Weltwirtschaft geht Schlumberger von einer Outperformance der derzeit unterbewerteten Länder, Sektoren und Einzelwerte aus. Die steigenden Rohstoffpreise beflügeln die Aktienmärkte der Schwellenländer, die zudem von fallenden Zinsen und schwächelndem US-Dollar profitieren. Besonders interessant sei zudem Russland durch die bevorstehende Fußball-WM und einen zu erwartenden Rubelanstieg. China und Japan wüchsen stark.
Starcapital geht davon aus, dass die Party an den Aktienmärkten weitergehen und vermutlich länger andauern und wilder ausfallen wird als die meisten sich vorstellen können. „Aber es gibt auch Partys, an denen man nicht teilnehmen muss. Kann man keinen ‚Wert‘ in Kapitalanlagen entdecken, sollte man die Finger davon lassen“, mahnt Schlumberger.
Quelle: Marktkommentar Starcapital
Die Starcapital AG mit Sitz in Oberursel ist in den Bereichen Fondsmanagement und Kapitalmarktforschung tätig. Das 1996 gegründete Unternehmen verfügt mit der Investmentgesellschaft Starcapital S.A. über eine luxemburgische Tochtergesellschaft und mit der Starcapital Swiss AG über einen Schweizer Kooperationspartner. Nach eigenen Angaben verwaltet die Unternehmensgruppe derzeit ein Vermögen von über zwei Milliarden Euro. (JF1)