Stimmungsindex von ZIA und IW: Talfahrt beim Wohnungsbau geht weiter
Ein Nebeneinander von leichter Beruhigung und handfester Sorge prägt die Stimmung in der Immobilienwirtschaft. Die Frühjahrsbefragung der Immobilienunternehmen deutet auf einige Lichtblicke, so der aktuelle ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI).
Das Immobilienklima verbessert sich laut ISI gegenüber dem Vorquartal um plus 10,4 Punkte und erzielt einen Wert von plus 1,3. Nach dem pessimistischen Ergebnis im Vorquartal gibt es sowohl im Bereich „aktuelle Lage“ als auch bei den Erwartungen für die nächsten zwölf Monate mit einem Plus von 11,2 beziehungsweise 9,7 Zuwächse. Die aktuelle Lage erreicht so den Wert 17,6. Die Erwartungen bleiben mit minus 13,7 negativ.
„Die dröhnenden Alarmsignale beim Wohnungsbau überlagern leider die Freude über die etwas verbesserte Gesamtlage“, kommentiert ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner die Ergebnisse. Was den ZIA vor allem umtreibt: Projektentwickler bewerten die Geschäftslage schlechter denn je, und deren Situation gibt erfahrungsgemäß oft eine realistische Vorstellung von der künftigen Entwicklung in weiten Teilen der Branche. „Die Signale verheißen nichts Gutes: Es wird genau das passieren, was wir verhindern wollten - beim Wohnungsbau geht es noch weiter bergab, wenn die politischen Entscheiderinnen und Entscheider nicht bald reingrätschen.“ Binnen zwei Jahren wird sich, so Mattner, „ohne politische Kurskorrekturen die Zahl fehlender Wohnungen auf 1,4 Millionen erhöhen“. Es brauche „den Mut, die inzwischen enorme Staatsquote auf dem Gut Wohnen zu verringern“.
Bei den Handelsimmobilien haben sich die Einschätzungen hingegen verbessert. Durch ein Plus der Geschäftslage auf 30,5 (plus 7,0) und einem Plus von 59,2 bei den Erwartungen auf 11,5 dreht sich das Handelsklima ins Positive. Aktuell profitiere der Handel von Verbesserungen beim privaten Konsum, da die Energiepreise niedriger ausfielen als befürchtet.
„Diese Stimmung ist ein tolles Zeichen. Mit einem so starken Aufwärtstrend bei den Handelsimmobilien war nicht zu rechnen“, kommentiert Mattner die Werte. „Die Auswirkungen der Pandemie sind zwar weiter spürbar, aber die Richtung stimmt.“
Dr. Ralph Henger, Senior Economist des IW: „Grund für die bessere Stimmung ist unter anderem die Hoffnung, dass die Energiekrise doch ohne große Blessuren überwunden werden kann. Zudem setzt die Branche darauf, dass nach einer Schockstarre im letzten Jahr stabilere Rahmenbedingungen dazu führen, dass die Nachfrage nach Immobilien wieder zurückkommt.“ Zugleich hebt der Experte hervor: „Die Unsicherheit in der Branche ist allerdings ungebrochen hoch.“ Schließlich seien weder bei der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung noch bei den Baukosten oder den Finanzierungsbedingungen klare Trends für 2023 zu erkennen. (DFPA/JF1)
Der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA) mit Sitz in Berlin ist eine Interessenvertretung der deutschen Immobilienwirtschaft. Er hat die Verbesserung des wirtschaftlichen, rechtlichen, steuerlichen und politischen Umfelds der Immobilienbranche zum Ziel. Als Unternehmer- und Verbändeverband sind im Jahr 2006 gegründeten ZIA mehr als 28 Mitgliedsverbände zusammengeschlossen, die für rund 37.000 Unternehmen der Branche sprechen.
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) ist ein privates Wirtschaftsforschungsinstitut. Es veröffentlicht Studien, Projekte und Handlungsempfehlungen, die sich an Politik, Öffentlichkeit, Wirtschaft und Wissenschaft richten.