Stresstest: Deutsche Banken sollten einbrechende Immobilienpreise verkraften
In den vergangenen sieben Jahren ist die Preisentwicklung auf dem deutschen Immobilienmarkt immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Aktuellen Schätzungen der Bundesbank zufolge gab es Preisübertreibungen in deutschen Städten zwischen 15 und 30 Prozent. Wohnimmobilienkredite machen mit rund 30 Prozent einen wesentlichen Teil der Gesamtkreditvergabe aus. Deshalb können systematische Ausfälle bei Wohnimmobilienkrediten zu beträchtlichen Verlusten bei Banken führen. In zwei aktuellen Bundesbank-Studien wird jeweils ein Stresstestmodell präsentiert, das entwickelt wurde, um Risiken aus der Wohnimmobilienkreditvergabe abzuschätzen.
Stresstests helfen den Bankaufsehern dabei zu untersuchen, ob Banken für schlechte Zeiten ausreichend kapitalisiert sind, um mit solchen Verlusten umgehen zu können. In jedem der beiden Modelle in den aktuellen Studien wird ein einheitliches gesamtwirtschaftliches Stressszenario verwendet, dem zufolge die Wohnimmobilienpreise um 30 Prozent einbrechen, während zeitgleich die Arbeitslosenquote von weniger als fünf Prozent auf fast acht Prozent steigt. Der Stresseffekt wird jeweils über einen Zeitraum von drei Jahren (2017 bis 2019) simuliert.
Beide Studien kommen trotz unterschiedlicher Herangehensweise sowohl qualitativ als auch quantitativ zu sehr ähnlichen Ergebnissen: Im letzten Stressjahr würden die Institute im Schnitt einen Verlust von 0,7 bis ein Cent pro ein Euro der ausstehenden Wohnimmobilienkredite erleiden. Diese Verluste würden bei den deutschen Kreditinstituten zu erheblichen Kapitalreduktionen führen: Ihre harte Kernkapitalquote würde, einzig durch Verluste auf Wohnimmobilienkredite, insgesamt um rund 0,6 bis 0,9 Prozentpunkte zurückgehen. Im Schnitt würde die harte Kernkapitalquote am Ende des Stresshorizonts zwischen 14,5 Prozent und 14,7 Prozent und somit weit oberhalb regulatorischer Mindestkapitalanforderungen liegen. Somit wären die Institute ausreichend kapitalisiert, um mit den Verlusten aus den vergebenen Wohnimmobilienkrediten umzugehen, die sich in einem solchen gesamtwirtschaftlichen Stressszenario ergäben.
Das Fazit der Bundesbank: „Die Ergebnisse unserer Stresstests zeigen, dass deutsche Kreditinstitute ausreichend kapitalisiert sind, um einem Rückgang der Immobilienpreise um 30 Prozent standzuhalten ohne in Schieflage zu geraten; aufsichtliche Mindestkapitalanforderungen würden nicht verletzt. Die große Ähnlichkeit der Ergebnisse beider Tests trotz unterschiedlicher Daten und Modellierung spricht dafür, dass der Befund nicht durch Daten oder Modellrahmen verzerrt ist. Zu berücksichtigen ist, dass die Tests ausschließlich den Stresseffekt auf die Portfolios von Wohnimmobilienkrediten erfassen. Mögliche Ansteckungseffekte zwischen Kreditportfolios und Instituten werden nicht berücksichtigt. Die Ergebnisse der Stresstests stellen insofern eine Untergrenze der möglichen Auswirkungen dar. Risiken aus einer Krise am Wohnimmobilienmarkt für die Stabilität des Finanzsystems lassen sich auf Basis der Stresstests nur eingeschränkt beurteilen.“ (JF1)
Quelle: Homepage Bundesbank